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Die Schauspielerin Natalie Portman sagte ihre Teilnahme an der Genesis-Preisverleihung ab – sie wolle nicht als Unterstützerin Benjamin Netanjahus wahrgenommen werden.

Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/Emma McInty

Jerusalem – Die Schauspielerin Natalie Portman hat mit ihrer Absage für die Genesis-Preisverleihung in Israel für Aufregung und Empörung gesorgt. Der Veranstalter hatte am Donnerstag von "politischen Gründen" gesprochen und erklärt, die Künstlerin habe "die jüngsten Ereignisse in Israel als extrem bedauerlich empfunden" und fühle "sich nicht wohl", an öffentlichen Veranstaltungen in Israel teilzunehmen. Einige israelische Politiker reagierten darauf empört; Kulturministerin Miri Regev warf Portman Israel-Boykott vor.

Die in Israel geborene Schauspielerin konkretisierte am Wochenende auf Instagram, sie habe den Eindruck vermeiden wollen, dass sie den als Redner geladenen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu unterstütze. "Israel wurde vor genau 70 Jahren als ein Hafen für Flüchtlinge vor dem Holocaust geschaffen", erklärte Portman. "Aber die Misshandlung derjenigen, die unter den heutigen Gräueltaten leiden, stimmt einfach nicht mit meinen jüdischen Werten überein."

Kein Boykott "der gesamten Nation"

Zugleich betonte sie, nicht Teil der BDS-Bewegung (Boykott, Desinvestition und Sanktionen) zu sein: "Wie viele Israelis und Juden in aller Welt kann ich kritisch zur Führung Israels stehen, ohne die gesamte Nation boykottieren zu wollen."

Die zu Ehren Portmans für Ende Juni geplante Veranstaltung in Jerusalem wurde nun abgesagt. Die Veranstalter erklärten, sie respektierten das Recht, öffentlich der Politik der israelischen Regierung zu widersprechen, fänden es aber traurig, dass Portman der Zeremonie fernbleibe. Man befürchte, dass ihre Entscheidung die Gala politisiere.

Der Genesis-Preis, der auch als "jüdischer Nobelpreis" bezeichnet wird, ehrt nach eigenen Angaben Menschen, die "durch ihre Leistung inspirieren und sich für jüdische Menschen und Werte engagieren". Nach der Auszeichnung im November 2017 hatte Portman noch mitgeteilt, sie sei stolz auf ihre israelischen Wurzeln und "zutiefst berührt" über die Ehrung.

Widersprüche zu Preisgeld

Ein Sprecher der Stiftung sagte, das Preisgeld werde traditionell an wohltätige Organisationen gestiftet, die gemeinsam von der Stiftung und dem Preisträger ausgesucht werden. Er rechne damit, dass dies auch in diesem Jahr geschehen werde. Der israelische Unternehmer Morris Kahn, der vergangenes Jahr angekündigt hatte, das Genesis-Preisgeld auf zwei Millionen Dollar zu verdoppeln, erklärte hingegen, das Geld werde nun von der Genesis-Stiftung verteilt, nicht von Portman.

Israel war in den vergangenen Wochen für seine Reaktion auf Massenproteste an der Grenze zum Gazastreifen scharf kritisiert worden. Seit März wurden mehr als 40 Palästinenser getötet und hunderte Menschen verletzt. Die Regierung hatte das Vorgehen verteidigt und erklärt, die Sicherheit der Bürger geschützt zu haben. (red, 23.4.2018)