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Nicht die Mama (aber ein akzeptabler Ersatz)!

Foto: REUTERS/Anton Meres

Rosegg/Überlingen – Um den Waldrapp auch am Bodensee wieder heimisch werden zu lassen, sollen in den nächsten Wochen rund 30 Küken aus Österreich für ein Flugtraining in die deutsche Stadt Überlingen am Bodensee gebracht werden. Am Montag sollten die ersten Jungvögel dazu aus ihren Nestern im Kärntner Tierpark Rosegg geholt werden, sagte der Leiter des zuständigen EU-Projekts, Johannes Fritz.

Voraussichtlich Ende Mai sollen sie dann an den Bodensee kommen, wo ein anspruchsvolles Trainingsprogramm auf sie wartet. Dabei lernen die Vögel, einem Leichtflugzeug zu folgen, um im Sommer mit ihm in ein Überwinterungsquartier in der Toskana zu fliegen, erläuterte Fritz. Dort bleiben sie bis zur Geschlechtsreife, bevor sie nach zwei bis drei Jahren wieder nach Überlingen fliegen. Den Weg zurück finden die Tiere ganz alleine: "Das funktioniert perfekt", sagte Fritz. "Sie haben dann all die Erfahrung, die sie brauchen. Die Information behalten sie auch ihr Leben lang."

Bereits im vergangenen Jahr war die erste Gruppe von Waldrappen mithilfe des Projektteams von Überlingen aus in die Toskana geflogen. Die ersten Tiere könnten bereits 2019 zurückkommen, berichtete Fritz. Ab 2020 sollen dann die ersten Tiere wieder in den Sandsteinfelsen von Überlingen brüten.

Hintergrund

Die etwa gänsegroßen Waldrappe (Geronticus eremita) gehören zu den Ibissen und lebten bis ins 17. Jahrhundert im Alpen- und Mittelmeerraum. Im Lauf der Zeit wurden sie jedoch derart gründlich aus unseren Breiten verdrängt, dass man alte Darstellungen später für Bilder von Fabeltieren hielt. Anhand schrumpfender Kolonien in Nordafrika und im Nahen Osten wurde die Spezies schließlich "wiederentdeckt". Heute sind die Zugvögel in freier Wildbahn praktisch ausgestorben.

Im neuen Jahrtausend startete eine Reihe von Auswilderungsprogrammen, sowohl in Mitteleuropa als auch auf der Iberischen Halbinsel. Im Rahmen des EU-Projektes soll der Waldrapp auch im Bodenseekreis wieder angesiedelt werden – seit 2011 laufen auch Projekte im bayrischen Burghausen und bei Salzburg. (APA, red, 23. 4. 2018)