Sanaa – Bei einem Luftangriff der saudisch geführten Militärkoalition auf eine Hochzeit im Bürgerkriegsland Jemen sind mindestens 21 Menschen getötet worden. 57 weitere Personen seien bei mehreren Bombardements am Sonntag nordwestlich der Hauptstadt Sanaa verletzt worden, sagte der Direktor des örtlichen Gesundheitsbüros, Ajman Madhkur, am Montag der Deutschen Presse-Agentur.

Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums hatte zuvor ähnliche Angaben gemacht. Bereits am Sonntag hatte medizinisches Personal berichtet, dass Kampfjets des saudischen Bündnisses die Feier in der Provinz Haja am Roten Meer zweimal bombardiert hätten. Die Militärkoalition in Riad äußerte sich zunächst nicht zu den Berichten.

Das saudische Bündnis unterstützt die international anerkannte Regierung des Landes in ihrem Kampf gegen die Houthi-Rebellen, die weite Teile im Norden des Jemens kontrollieren, darunter die Hauptstadt Sanaa. Seit mehr als drei Jahren fliegt die Koalition Angriffe auf Stellungen der Aufständischen.

Tausende Zivilisten. getötet

Dabei kamen immer wieder auch viele Zivilisten ums Leben, weil Hochzeiten, Trauerfeiern oder Märkte angegriffen wurden. Seit der Eskalation des Konfliktes 2015 sind insgesamt mehr als 10.000 Menschen getötet worden, darunter Tausende Zivilisten.

Die Rettungsmaßnahmen nach dem Angriff am Sonntag gestalteten sich schwierig: Den Angaben zufolge seien auch am Montag immer noch Kampfjets über das Gebiet geflogen. Dies behindere die Helfer, weil sie Angst vor einer erneuten Attacke hätten. Gesundheitsdirektor Madhkur zufolge befanden sich auch Stunden nach dem Bombardement noch immer Opfer unter den Trümmern.

Die deutsche Regierung unterstützt die international anerkannte Regierung des Jemens. Im ersten Quartal 2018 war Saudi-Arabien trotz der führenden Rolle des Landes im Jemen-Krieg Hauptempfängerland für Rüstungsexporte aus Deutschland. Konkret ging es um die Lieferung von acht Patrouillenbooten an das Königreich.

Union und SPD hatten sich in den Koalitionsverhandlungen auf einen Exportstopp für alle Länder verständigt, die "unmittelbar" am Jemen-Krieg beteiligt sind. Es wurde aber ein Bestandsschutz für bereits erteilte Vorgenehmigungen in den Koalitionsvertrag eingebaut. In wesentlich größerem Umfang verkaufen die USA und Großbritannien Waffen an Riad. Dabei geht es auch um Bomben und Raketen.

Menschenrechtsorganisationen hatten zudem zuletzt Strafanzeige gegen die italienische Tochterfirma des deutschen Waffenkonzerns Rheinmetall gestellt. Kritisiert werden vor allem Waffenexporte nach Saudi-Arabien. In dem konkreten Fall geht es um die Bombardierung eines Ortes im Nordwesten des Jemens im Oktober 2016. Am Tatort wurden Bombenteile gefunden, die Menschenrechtsorganisationen zufolge von RWM Italia auf Sardinien produziert worden sein sollen.

Auch wegen der Luftangriffe auf das bitterarme Land auf der arabischen Halbinsel gilt der Konflikt im Jemen als schwerste humanitäre Krise der Gegenwart. Infrastruktur und Versorgungseinrichtungen sind vielerorts zerstört. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO hat mehr als die Hälfte der 28 Millionen Jemeniten keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Mehr als 22 Millionen sind nach UN-Angaben auf humanitäre Hilfe angewiesen. Seuchen wie Cholera und Diphtherie sind ausgebrochen.

(APA, dpa, 23.4.2018)