Vor der Geburt wurde auf das Geschlecht des Kindes gewettet.

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Noch am Montagabend präsentierte die Herzogin von Cambridge ihren Sohn

Foto: AP/Tim Ireland

London – Freude im englischen Königshaus und bei Millionen von Fans weltweit: Am späten Montagvormittag, um 11.01 Uhr Ortszeit, hat die Herzogin von Cambridge ein gesundes Kind zur Welt gebracht. Der einstweilen namenlose kleine Prinz, geboren am Patronatstag des englischen Nationalheiligen und Drachentöters Georg, verdrängte seinen Onkel Prinz Harry von Platz fünf der britischen Thronfolge. Noch am Nachmittag wollten die stolzen Eltern Kate und William ihren zweiten Sohn mit dessen 2013 geborenem Bruder George und der knapp dreijährigen Charlotte der Weltöffentlichkeit vorstellen.

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Da zeigen sie ihn, den kleinen Prinzen.
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Gegen sechs Uhr hatte sich Herzogin Kate vom Kensington-Palast zum Lindo-Flügel des privaten St.-Mary-Hospitals im Londoner Stadtteil Paddington fahren lassen. Die Bekanntmachung der fünf Stunden später erfolgten Geburt ließ dann noch weitere zwei Stunden auf sich warten, da zunächst die Urgroßmutter Elizabeth II, das Staatsoberhaupt sowie weitere staatliche Instanzen benachrichtigt werden mussten. Für die am Samstag 92 Jahre alt gewordene Queen ist der Bub bereits das sechste Urenkelkind.

Die Königsfamilie zeigte sich "entzückt" über die Geburt. Auch die Politprominenz steuerte ihre Glückwünsche bei. Die konservative Premierministerin Theresa May und Labour-Oppositionsführer Jeremy Corbyn bedienten sich dazu ganz modern des Netzwerkes Twitter. Im Namen der Hauptstädter gratulierte Londons Bürgermeister Sadiq Khan.

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Im Lindo Wing des Londoner St. Mary's brachte Kate bereits ihre beiden älteren Kinder George und Charlotte zur Welt.
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Als die Königin 1960 als drittes Kind einen Sohn, Prinz Andrew, gebar, zog dieser in der Thronfolge an seiner zehn Jahre älteren Schwester Anne vorbei. Mit dieser Geschlechterdiskriminierung hat das Unterhaus in Absprache mit 15 anderen Ländern, deren Staatsoberhaupt die Queen bis heute ist, vor einigen Jahren Schluss gemacht. Das neugeborene Kind nimmt deshalb seinen Platz nicht nur hinter seinem Großvater Charles, Vater William und Bruder George ein, sondern auch hinter seiner Schwester Charlotte. Dass er jemals in die Nähe des Thrones kommt, ist angesichts der Gene in seiner Familie und der modernen Medizin sehr unwahrscheinlich. Immerhin brachte der Bub mit einem Geburtsgewicht von 3,827 Kilo einige Gramm mehr auf die Waage als seine Geschwister.

Prinz George und Prinzessin Charlotte absolvierten einen normalen Tag in Vorschule und Kindergarten, ehe sie mit dem neuen Bruder Bekanntschaft schlossen. Dass ihre Mutter wie bei Charlottes Geburt auch diesmal die Klinik noch am Tag der Entbindung verlassen durfte, machte der Besuch ihrer persönlichen Stylistin deutlich – eine Einzelheit, die von den live berichtenden britischen TV-Sendern mit Begeisterung weitergegeben wurde.

Wie gewohnt brachte die Prinzengeburt jene Exzentrik zum Vorschein, für die Großbritannien auch im 21. Jahrhundert berühmt bleibt. Vor der Klinik prosteten sich allerlei Pensionisten mit Sekt zu, die seit Tagen in Union-Jack-Kostümen vor den internationalen Medien paradiert hatten. Alsbald erschien auch ein dicklicher Altenheimbetreiber aus Chelmsford bei London: Tony Appleton verkleidet sich gern mit Strumpfhosen und buntem Wams als Magistratsschreier, um mit sonorer Stimme königliche Neuigkeiten zu verkünden. Die Matrosen des amphibischen Landungsschiffes HMS Albion traten auf Deck an und stellten sich zum Wort "Boy", also Bube, zusammen:

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Royale Familie: George, William, Kate und Charlotte.
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Traditionell geben die Royals die Namen ihrer Neugeborenen erst bekannt, wenn das Familien- und Staatsoberhaupt das Baby in Augenschein genommen hat. Diese Verzögerung gab am Montag den Buchmachern zusätzliche Gelegenheit zum Geldverdienen: Blitzschnell etablierten sie Arthur, James, Albert und Philip als Favoriten für den Vornamen des neuen Prinzen, dessen Nachname Mountbatten-Windsor lauten wird. (Sebastian Borger aus London, 23.4.2018)