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So könnte in naher Zukunft die Thronerbin des Afrikanischen Elefanten als größtes Landtier seiner Zeit aussehen.
Foto: AP/Ben Sellon/Google

Albuquerque – Bis auf Afrika und den indischen Subkontinent haben alle größeren Landmassen der Erde fast ihre gesamte Megafauna eingebüßt. Und der Prozess setzte stets dann ein, wenn sich die ersten Menschen auf diesen Landmassen ausbreiteten: auf Inseln wie Neuseeland oder Madagaskar also viel später als auf den Kontinenten. Und obwohl diese zeitlichen Parallelitäten schwer wegzudiskutieren sind, wogt in der Wissenschaft seit langem ein Grundsatzstreit darüber, ob wirklich der Mensch die Ursache war oder nicht vielleicht doch Klima- und andere Umweltfaktoren.

Ein Team um Felisa Smith von der University of New Mexico rückt nun ganz klar den Menschen als Auslöser des globalen Megafauna-Sterbens in den Fokus. Für die in "Science" veröffentlichte Studie wurde ein etwas anderer Ansatz als üblich gewählt und das Verschwinden der großen Landtiere von der statistischen Seite her aufgezogen: Die Forscher besahen sich, wie sich das Durchschnittsgewicht der Landfauna im Lauf der vergangenen 125.000 Jahre verändert hat.

Tierwelt in Zahlen

Diese Sichtweise lässt das Aussterben der großen Tierarten noch dramatischer erscheinen als eine bloße Aufzählung verschwundener Spezies. So habe in Nordamerika das "Durchschnittssäugetier", gebildet aus allen bekannten Spezies, im Pleistozän noch 98 Kilogramm gewogen. Seit der Ausbreitung von Menschen, die Speere und andere Langstreckenwaffen für die Jagd benutzten, sei dieser Wert auf 7,6 Kilogramm gefallen.

Die Ausrottung der großen Spezies habe sowohl bei der durchschnittlichen als auch bei der maximalen Körpermasse zu einer Reduktion auf weniger als ein Zehntel geführt. Und dieser Trend gehe immer noch weiter, schreiben die Autoren: Wird die gegenwärtige Entwicklung nicht umgekehrt, wiege das Durchschnittssäugetier in 200 Jahren nur noch 4,9 Kilogramm. Kühe seien dann unter allen noch verbliebenen Tieren diejenigen mit der größten Masse.

Bei Massenaussterbeereignissen trifft es großgewachsene Spezies zwar oft härter als kleine. Trotzdem habe es in den vergangenen 65 Millionen Jahren noch nie ein derartiges Missverhältnis zu Ungunsten der Megafauna gegeben, so die Forscher. Und die Muster des Aussterbens würden sich mit denen der menschlichen Ausbreitung über den Globus decken.

Afrika: Doch kein Sonderfall

Zu guter Letzt hat die statistische Erhebung einen weiteren interessanten Aspekt ergeben. Warum Afrika als Urheimat des Menschen seine Megafauna behalten hat, ließ sich bisher nur mühsam erklären. Biologen argumentierten meist in die Richtung, dass sich die afrikanischen Großtiere parallel zum Menschen entwickelt und es so schon frühzeitig gelernt hatten, sich vor dem zweibeinigen Jäger in Acht zu nehmen – anders als ihre arglosen Pendants auf anderen Kontinenten.

Das sei aber höchstens die halbe Wahrheit, bilanziert Smith. Denn so rosig sei die Lage in Afrika für Großtiere gar nicht gewesen. Bevor der Mensch Afrika verließ, war die Durchschnittsmasse der Tiere Eurasiens deutlich höher als die der afrikanischen: Laut der Studie war sie in Afrika nur etwa halb so groß. Die Forscher vermuten daher, dass in Afrika durch jagende Vorfahren des heutigen Menschen der gleiche Prozess abgelaufen ist wie überall – nur früher, allmählicher und unauffälliger als auf anderen Landmassen. (jdo, 28. 4. 2018)