Schwangere, die später von Präeklampsie betroffen waren, hatten schon um die zehnte Schwangerschaftswoche signifikant weniger Diaminoxidase im Blut als die gesunde Vergleichsgruppe.

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Wien – Im letzten Drittel einer Schwangerschaft kann es zu hohem Blutdruck und unerwünschter Eiweißausscheidung über den Harn kommen. Werden diese Symptome einer Präeklampsie, im Volksmund auch "Schwangerschaftsvergiftung" genannt, nicht behandelt, kann das lebensbedrohend für Mutter und Kind sein.

Nun ist es Forschern der Med-Uni Wien in Zusammenarbeit mit der Harvard Medical School und der St. Anna Kinderkrebsforschung gelungen, einen neuen Ansatz zur Früherkennung zu entwickeln. Dabei wird das für den Histaminabbau im Körper mitverantwortliche Enzym Diaminoxidase (DAO) im Blut gemessen, das bei Schwangeren stark ansteigt.

Stark erhöhter Histaminspiegel

Wenn im Körper übermäßig viel vom Botenstoff Histamin ausgeschüttet wird, kann das zu allergischen Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock führen. Es ist schon länger bekannt, dass das Enzym Diaminoxidase Histamin abbauen kann. Dennoch konnte man es bisher nicht direkt nachweisen und quantifizieren, sondern nur dessen Aktivität feststellen.

Abgesehen von der Niere ist DAO bei nicht-schwangeren Frauen und ebenso bei Männern nur im Verdauungstrakt in hohen Mengen zu finden, wo es durch die Nahrung aufgenommenes Histamin abbaut. Bei Schwangeren steigt jedoch die Aktivität im Blut 100- bis 1000-fach an. Bislang wurde angenommen, dass schwangere Frauen das Enzym selbst produzieren, um Komplikationen durch übermäßiges Histamin im Körper zu vermeiden.

Die Wissenschafter der Med-Uni Wien konnte nun erstmals nachweisen, dass DAO von der genetisch zum Kind gehörenden Plazenta erzeugt wird. Dafür verantwortlich sind spezifische Zellen, die sogenannten extravillösen Trophoblasten. Sie sind unter anderem dafür verantwortlich, das Blutsystem in der Gebärmutter schwangerer Frauen so umzubilden, dass der Plazenta mehr Blut zugeführt wird und dem ungeborenen Kind dadurch genügend Nährstoffe zukommen.

Mögliche Früherkennung

Die Forscher gingen von der Hypothese aus, dass bei der schwer behandelbaren Präeklampsie, die etwa fünf Prozent aller Schwangerschaften betrifft, genau diese Zellen gestört seien und dadurch weniger DAO ins Blutsystem der Mutter abgegeben werden. Um das zu überprüfen, entwickelten sie eine Methode, mit der das Enzym erstmals quantifiziert werden kann. Anschließend analysierten die Forscher Blutplasma-Proben von gesunden und an Präeklampsie erkrankten schwangeren Frauen.

Das Ergebnis: Patientinnen, die später an Präeklampsie erkrankten, hatten schon um die zehnte Schwangerschaftswoche signifikant weniger DAO im Blut als die gesunden Probandinnen. Das legt den Schluss nahe, dass sich die Krankheit schon in der Frühschwangerschaft manifestiert, bevor noch Symptome auftreten. Das Fazit der Studienautoren: Die Messung von DAO könnte ein neuer Ansatz zur Früherkennung der Präeklampsie sein. Weitere Studien sollen folgen. (red, 24.4.2018)