Viele US-Medien sind begeistert vom Huawei P20 Pro, kaufen kann man das Handy in den Staaten allerdings nicht.

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Mit gleich drei Kameras, edlem Design und vollmundigen Ansagen hat Huawei das P20 Pro auf den Markt gebracht. Im Test des WebStandard konnte das Handy in vielen Belangen überzeugen. Gerade im Hinblick auf die in der Werbung besonders hervorgehobene Kamera kann es durchaus mit der Konkurrenz von Samsung und Apple aufnehmen.

Viel Lob

Zu ähnlichen Schlüssen sind auch die Tester bei diversen US-Medien gekommen. Das Smartphone, das "das Samsung-Apple-Dupol brechen kann", schrieb etwa The Verge. "König der Lowlight-Fotografie" lobt wiederum CNet. Huawei sei "sowas wie ein Coup" gelungen, erklärt man bei Techradar.

"Es ist nicht nur ambitioniert, es ist kühn", schwärmt man bei Engadget, wo man das Problem für die Kundschaft in den Vereinigten Staaten auch gleich auf den Punkt bringt. "Das beste Smartphone, das du nie kaufen wirst", titelt man den Test. Und das zurecht, denn im regulären Verkauf ist das Handy dort nicht zu bekommen.

Spionageverdacht

Grund ist ein anhaltender Clinch der Trump-Regierung mit China, den zuletzt schon der Hersteller ZTE zu spüren bekommen hat, nachdem dieser ein internationales Handelsembargo gegen den Iran unterlaufen hat. Der Konzern bekommt nun sieben Jahre lang keine Tech-Komponenten mehr von US-Unternehmen – und somit auch keine Prozessoren von Qualcomm, was es schwierig machen wird, im Bereich der Highend-Smartphones konkurrenzfähig zu bleiben.

Gegen Huawei im Speziellen wird Spionageverdacht erhoben, den der Konzern bereits mehrfach zurückgewiesen hat. Gleich sechs US-Geheimdienste, darunter CIA, NSA und FBI, haben vor der Verwendung von Huawei- und ZTE-Geräten gewarnt. Die P20-Reihe hätte eigentlich in den Einzelhandel kommen und auch über große Mobilfunker vermarktet werden sollen. Daraus wurde allerdings nichts. Die Handys gelangen nun offiziell gar nicht mehr in den Verkauf, Ketten wie Best Buy haben auch das bestehende Angebot entfernt. Auch ein Import dürfte nicht so einfach möglich sein.

Durchkreuzte Pläne

Damit dürfte die US-Regierung die Explansionspläne von Huawei durchkreuzt haben. Dieser soll laut Berichten für dieses Jahr eigentlich einen großen Vorstoß auf den US-Markt geplant haben. Ein Vorbote war ein Deal mit AT&T für die Einführung des Mate 10 Pro, der vom Netzbetreiber jedoch im Jänner abgeblasen wurde.

Auf die bisherige Entwicklung scheint sich das US-Problem nicht auszuwirken. Per Ende März konnte Huawei seinen Umsatz im Vorjahresvergleich um 28 Prozent steigern. Global gesehen matcht man sich mit Apple um den Titel des zweiterfolgreichsten Smartphone-Herstellers. Eine beachtliche Entwicklung, wenn man berücksichtigt, dass Huawei vor wenigen Jahren auf den meisten westlichen Märkten noch unter "ferner liefen" rangierte. Seit dem Launch des P7 unternimmt man jedoch massive Marketinganstrengungen und hat auch zahlreiche Provider ins Boot geholt.

Indien statt USA?

Im Moment gibt es für Huawei noch einiges Expansionspotenzial in Schwellenländern wie Indien. Dort ziehen allerdings günstige Geräte mit geringer Gewinnmarge und weniger Flaggschiffe. Auf diesen Märkten herrscht jedoch harte Konkurrenz. Neben lokalen Marken wie Micromax mischen auch Größen wie Samsung und Xiaomi intensiv mit.

Mit dem US-Markt entgeht Huawei ein großer Brocken. Laut einer Untersuchung der GfK wurden 2017 im nordamerikanischen Raum (USA und Kanada) rund 84 Milliarden Dollar mit Smartphones umgesetzt. Damit handelt es sich um die umsatzstärkste Region nach China. (gpi, 24.04.2018)