Wien/Salzburg – Seit dem Ende der sogenannten "kleinen Eiszeit" Mitte des 19. Jahrhunderts schrumpfen in Österreich die Gletscher, und ihr Schmelzwasser sammelte sich in 250 neuen Seen, berichtet der Geologe Jan-Christoph Otto am Rande des Österreichischen Klimatags in Salzburg. Die meisten davon entstanden allerdings erst kürzlich durch die globale Erwärmung. Aktuelle Modelle sagen voraus, dass beispielsweise am Großglockner bald weitere Seen dazu kommen.

Mit Kollegen hat Otto, der am Fachbereich Geografie und Geologie der Universität Salzburg arbeitet, die Entstehung der Gletscherseen in den österreichischen Alpen in den vergangenen 170 Jahren zurückverfolgt und mit Computermodellen untersucht, wo in Zukunft welche zu erwarten sind. In den Gletschervorfeldern haben sich seit dem Ende der bisher letzten Kälteperiode ("kleine Eiszeit") ständig neue Seen gebildet, besonders viele davon aber erst ab den 1980er-Jahren, sagte er.

Achtmal schneller

Die Seenentwicklung geschieht seitdem achtmal so rasch wie zuvor, so der Forscher. Dies sei wohl darauf zurückzuführen, dass in den Höhenlagen die Jahresmittel-Temperaturen seit dieser Zeit rasant steigen und die Gletscher deshalb dramatisch schnell schmelzen.

In den nächsten Jahren und Jahrzehnten werde sich der Trend wohl fortsetzen, erklärte er: "Zum Beispiel in der Pasterzenzone am Großglockner wird unter Umständen ein See entstehen, ebenso bei anderen großen Gletschern." Die Touristen können dann statt des größten Gletscher in Österreich einen Bergsee besuchen.

Die neu gebildeten Seen wären mitunter auch als Wasserspeicher für die Energiewirtschaft interessant, meint er. Bei starken Niederschlägen würden sie außerdem gewisse Mengen an Wasser zurückhalten, was talwärts die Hochwassergefahr verringert. Mitunter würden sie aber auch ein Risiko bergen, etwa bei einem größeren Felssturz in einen Gletschersee, der zu einer Flutwelle führt. (APA, red, 30.4.2018)