Eriwan/Athen – Am Tag nach dem Umsturz in Armenien macht die Revolution einen Augenblick Pause. Armenien und die Diaspora in der Welt gedachten am Genozid-Tag des 24. April des Völkermords im Osmanischen Reich. Nikol Pashinjan, der erfolgreiche Oppositionschef, führte am Dienstag eine Menschenmenge zum Völkermordmuseum auf einer Anhöhe in Eriwan.

Der amtierende Regierungschef Karen Karapetijan rief die Bevölkerung auf, alle Meinungsverschiedenheiten beiseitezulegen und der Opfer des Völkermords zu gedenken.

Pashinjan und Vertreter der Regierung wollen sich heute, Mittwoch, am Morgen in einem Hotel in der Hauptstadt treffen, um den weiteren Weg nach dem Rücktritt von Premier und Ex-Präsident Serge Sargsjan festzulegen. Die Gesprächsliste sei offen, sagte Regierungschef Karapetijan laut armenischen Nachrichtenagenturen in einem Briefing für die ausländischen Botschafter in Eriwan.

Rasche Neuwahlen

Absehbar ist, dass Pashinjan und seine Mitstreiter die Bildung eines Übergangskabinetts unter Einbeziehung der Opposition und rasche Neuwahlen verlangen. Als denkbar gilt, dass die im Parlament vertretene kleine alte Nationalistenpartei Dashnakzutjun von Hrant Markarjan die Führung einer Interimsregierung übernimmt. Sie ist für alle annehmbar.

Politische Beobachter vergleichen die Situation in Armenien mit der Rosenrevolution im Nachbarland Georgien im Jahr 2003. Damals formierte sich nach dem Rücktritt von Staatspräsident Eduard Schewardnadse eine politische Mehrheit von Reformern um Michail Saakaschwili, der zahlreiche Vertreter von NGOs angehörten, aber auch jüngere Politiker der gestürzten Regierungsparteien, die die Seite wechselten. (mab, 24.4.2018)