Ein Professor einer US-Uni nutzt Videospiele (unter anderem "Assassin's Creed"), um seinen Studenten Italienisch beizubringen. Diese erzielten dank des Programms große Fortschritte.

Foto: Ubisoft

Der Italienisch-Professor Simone Bregni hat aufgezeigt, dass sich Videospiele hervorragend dafür eignen, eine Fremdsprache zu erlernen. Seit 1997 nutzt er in den Sprachlaboren der Saint-Louis-Universität Games, um Lehrinhalte zu vermitteln. Als besonders konstruktiv habe sich seither "Assassin's Creed 2" erwiesen.

Florenz in der echten Welt und im Videospiel.
Loomer

Kulturelle Neugestaltung miterleben

"In meinem Kurs zur italienischen Renaissance haben meine Studenten mit 'Assasin's Creed 2' das Florenz unter der Familie der Medici erforscht. Sie nahmen durch das Spiel am Leben von Ezio Auditore teil, einem 20-Jährigen aus einer einflussreichen Familie, und konnten so eine kulturelle und historische Neugestaltung des Florenz im Jahre 1476 erleben", schreibt Bregni.

Auch andere Games werden genutzt

Neben dem Ubisoft-Game setzt der Professor auch auf "Final Fantasy", "Trivial Pursuit", "Wer wird Millionär", "Heavy Rain" und "Tomb Raider". Bregni setzt bei den Spielen darauf, Vokabeln und Grammatik zu festigen, kulturelle Aspekte näherzubringen und Probleme auf Italienisch zu lösen. Mittels Arbeitsblättern wird das Wissen in weiterer Folge abgeprüft.

In einem Semester so viel gelernt wie andere in zwei

Der Erfolg gibt Bregni recht. Sein Kurs "Intensives Italienisch für Gamer" brachte in einem Wintersemester so viel Fortschritt wie vergleichsweise in zwei Semestern. Auch bei den Prüfungen schnitten die Studenten durchschnittlich besser ab. Der Professor soll in Zukunft mehr Kurse solcher Art anbieten – ein Stipendium soll ein modernes Lernstudio unter der Leitung von Bregni ermöglichen. Er will sein Lehrmodell auch an europäischen Unis vorstellen. Ein Besuch in Österreich ist vorerst nicht geplant, er "würde sich aber sehr darüber freuen, auch hierzulande einmal zu unterrichten", ließ er dem STANDARD ausrichten.

Simone Bregni bei einer Präsentation seines Unterrichts.
Foto: Saint Louis University

Wie der Unterricht aussieht

Der Unterricht des Lehrers teilt sich auf zwei Abschnitte auf: Zuerst wird für 30 Minuten gewöhnlich unterrichtet und in weiterer Folge 20 Minuten gespielt. Die Universität hat die spielerischen Sprachkurse mittlerweile auf Französisch, Spanisch, Russisch und Chinesisch ausgeweitet. "Ich denke, dass Lernen Spaß machen sollte. Nur weil etwas Spaß macht, wird dadurch die Seriosität nicht untergraben – es ist einfach nur effektiver", sagt Bregni ferner.

Selbst Englisch verbessert

Der Professor wird seinen Workshop nun auch an europäischen Unis vorstellen. Bregni ist selbst ein leidenschaftlicher Spieler. Im Jahr 1975 fing er im Alter von zwölf Jahren an, sich für Gaming zu interessieren. Im Laufe der Zeit fiel ihm auf, dass er durchs Spielen von englischen Text-Adventures sein Englisch deutlich verbessern konnte. Diese Erfahrung diente ihm als Grundlage für weitere Forschung. (dk, 25.4.2018)