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Kanye West predigt gern von der Befreiung des Geistes. Timothy Leary wollte das einst mit LSD erreichen.

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Für den richtigen Umgang mit LSD hatte Hippie-Guru Timothy Leary einst einen vernünftigen Merksatz parat: "Turn on, tune in, drop out!"

Vermutet wird, dass das hochpotente Halluzinogen tatsächlich einigen kreativen Geistern Schleusen im Gehirn geöffnet hat, die uns darob mit feiner Musik, Kunst und technischer Innovation beschenkten.

Dass es auch Menschen geben soll, die das mit dem "drop out" überhört haben und seither von der rosaroten Neon-Pyramide mit Spiralenmuster und siebenköpfiger Sphinx nicht mehr herunterfinden, soll auch gesagt sein.

Wer sich daher im geschützten Rahmen an die Sache herantasten will, hat die Möglichkeit, sich bei einem Mann "einzutunen": Kanye West, erfolgreichster Rapper unserer Zeit, Mode- und Allesdesigner, selbsternannter "Gott" mit Spitzname "Yeezy" und Gatte der Göttergattin Kim Kardashian, ist nach einem Jahr Absenz zurück auf Twitter.

Im Minutentakt setzt er dort nun Lebensweisheiten der Marke "Sei hier, sei im Moment!" ab, kokettiert mit rechten Ansichten, beklagt, dass es zwar Rede-, aber keine Meinungsfreiheit gebe, postet Fotos von Joseph Beuys und von Schuhen, kündigt zwischendrin neue Musikalben an und steckt uns dann noch, dass er hier möglicherweise gerade an einem Buch in Echtzeit schreibe. Kurz: Er tritt den Beweis an, dass der Grat zwischen Brain- und Shitstorm recht schmal sein kann.

Wer diesem Twitteraturtrip aus Marketing, Provokation, Milliardärs-Wurschtigkeit, Kunst und Wirrnis folgen will, wird womöglich irgendwann zu einer tieferen Wahrheit gelangen. Er sollte neben dem "turn on" und "tune in" nur bitte bloß nicht auf das "drop out" vergessen! (Stefan Weiss, 24.4.2018)