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Sevim Dağdelen reist seit Jahren nicht in die Türkei, weil sie eine Festnahme befürchtet.

Foto: AP Photo/Markus Schreiber

Berlin/Ankara – Sie nennt den türkischen Präsidenten Erdoğan einen "Terrorpaten" und sein Regierungssystem eine "islamistische Präsidialdiktatur". Jetzt bekommt die Linken-Politikerin Sevim Dağdelen einen Posten, von dem aus sie Erdoğan noch wirkungsvoller kritisieren kann: Die stellvertretende Linksfraktionschefin wird künftig die deutsch-türkische Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag leiten.

Einstimmig gewählt

Die Fraktion wählte die Politikerin kurdisch-türkischer Abstammung am Dienstag einstimmig auf den Vorsitzendenposten, der der Linken in einer interfraktionellen Vereinbarung zugesprochen wurde. Dağdelen zählt zu den schärfsten Kritikern des türkischen Präsidenten im Bundestag.

Sie reist seit Jahren nicht in die Türkei, weil sie eine Festnahme befürchtet. Vertreter von Erdoğans AK-Partei werfen ihr Unterstützung der auch in Deutschland als Terrororganisation verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) vor.

Dağdelen löst die SPD-Politikerin Michelle Müntefering an der Spitze der Parlamentariergruppe ab, die jetzt Staatsministerin im Auswärtigen Amt ist. Es ist üblich, dass die Personalentscheidung der einzelnen Fraktionen für die Vorsitzendenposten der Parlamentariergruppen von den anderen Fraktionen akzeptiert wird.

Dağdelen wird spätestens seit der Armenien-Resolution des Bundestags von türkischer Seite heftig angefeindet. Darin hatte das Parlament den Völkermord an den Armeniern vor gut 100 Jahren als Völkermord eingestuft. (APA, dpa, 24.4.2018)