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Jupp Heynckes versprüht Zuversicht. "Für mich gibt es keinen Favoriten, obwohl ich ein gutes Gefühl habe."

Foto: REUTERS/Michael Dalder

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Alaba (re) kommt heute gegen Real nicht zum Zug, anstelle des ÖFB-Legionärs darf Rafinha (li) auf einen Einsatz hoffen.

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Madrid – David Alaba wird das Halbfinal-Hinspiel von Bayern München am (heutigen) Mittwochabend gegen Real Madrid verpassen. Das berichtete die "Bild"-Zeitung Mittwochmittag in ihrer Online-Ausgabe.

Alaba fehlte zuvor am Vormittag auch bei einer leichten Aktivierungseinheit der Bayern. Bereits das Abschlusstraining am Dienstag hatte der 25-Jährige wegen seiner vom Rücken ausgehenden Oberschenkelprobleme verpasst. Schon in den vergangenen Wochen hatte Alaba mit den Beschwerden zu kämpfen. Der Wiener pausierte daher in vier der vergangenen sechs Pflichtspiele der Bayern. Seinen bislang letzten Einsatz absolvierte er am 17. April beim 6:2 im DFB-Pokal-Semifinale bei Leverkusen – damals wurde er wegen der Beschwerden zur Pause ausgetauscht. Gegen Real dürfte er links in der Viererkette von Rafinha vertreten werden.

Bayerische Personalsorgen

Trotz der Personalsorgen – Corentin Tolisso ist angeschlagen, Arturo Vidal fällt neben den langzeitverletzten Manuel Neuer und Kingsley Coman fix aus – ist Jupp Heynckes zuversichtlich. Er sei "sehr optimistisch", gab der 72-Jährige zu Protokoll. "Wille kann Berge versetzen."

Der Trainer sieht seine Mannschaft in "einer ähnlichen Situation" wie 2013, als mit ihm als Coach der historische Triple-Gewinn glückte. "Die Champions League kann man nicht kaufen. Die Champions League gewinnt die Mannschaft, die am homogensten ist und den optimalen Fußball spielt."

Das könnte diesmal durchaus auf die Bayern zutreffen. "Für mich gibt es keinen Favoriten, obwohl ich ein gutes Gefühl habe", sagte Heynckes. Viermal in Folge scheiterten die Bayern zuletzt kurz vor dem Ziel an spanischen Mannschaften. Aber da hießen die Trainer Josep Guardiola und Carlo Ancelotti.

Erfolgsfaktor Heynckes

Mit Heynckes dagegen besiegten die Münchner erst 2012 Real im Halbfinale und ein Jahr später auf dem Weg zum Triumph in London gegen Borussia Dortmund den FC Barcelona. "Der Trainer gibt uns immer ein gutes Gefühl. Und da er immer ins Finale kommt, wissen wir hoffentlich, in welche Richtung es gehen wird", sagte Jerome Boateng schmunzelnd.

Der Glaube und die Hoffnung, dass sich mit "Don Jupp" das Triumphjahr 2013 wiederholen lässt, ist in München weit größer als der große Respekt vor Real mit Cristiano Ronaldo. "Das Spiel kommt zur rechten Zeit. Es liegt was in der Luft", tönte Bayern-Kapitän Thomas Müller: "Wir wollen jetzt durchziehen, Vollgas geben, rackern und das Ding holen." Uli Hoeneß versprach den Gästen am Mittwoch und am 1. Mai in Madrid "einen großen Kampf". "Wir müssen versuchen, ein gutes Ergebnis zu machen, möglichst ohne Gegentor", sagte der Präsident und äußerte "vorsichtigen Optimismus". Dass die Madrilenen verwundbar sind, hat die 1:3-Heimniederlage gegen Juventus Turin im Viertelfinal-Rückspiel bewiesen, als der Titelverteidiger wankte.

Ronaldo und Lewandowski

Eine zentrale Frage lautet: Wie ist Ronaldo zu stoppen, der beim Münchner Viertelfinal-K.o. im Vorjahr fünf der sechs Real-Treffer erzielte? "Sie können auch fragen, wer schaltet Robert Lewandowski aus?" konterte Heynckes. "Er ist ein unglaublicher Athlet, es geht nur zusammen im Team", sagte Boateng. "Das ist ein Weltklassestürmer, der sehr schwer zu verteidigen ist. Aber ich freue mich immer darauf, gegen ihn zu spielen."

In der Offensive hoffen die Bayern unter anderem auf Ex-Real-Profi Arjen Robben, der nach den bitteren Erfahrungen des Vorjahres einen mutigen Heimauftritt forderte. "Der größte Fehler letztes Jahr war das Hinspiel. Da haben wir ein bisschen ängstlich gespielt. Das darf nicht wieder passieren." Beim 1:2 fehlte zudem Lewandowski verletzt.

Der Pole hat Real schon einmal quasi im Alleingang besiegt. Alle vier Tore erzielte Lewandowski – noch im Trikot von Borussia Dortmund – beim 4:1 im Halbfinal-Hinspiel 2013 auf dem Weg ins dann mit dem BVB verlorenen Finale gegen Bayern.

"Schwarze Bestie" gezähmt

Auf Duelle mit den Bayern, früher als "Schwarze Bestie" gefürchteter Rivale, freuen sich Profis und Fans des spanischen Fußball-Rekordmeisters mittlerweile. "La Bestia Negra" sei gezähmt, so die Meinung im Lager des Titelverteidigers.

Real-Profi Dani Carvajal etwa geht sehr selbstbewusst ins Spiel – und denkt sogar schon ans Finale. "Wir haben zwei Champions-League-Titel in Serie gewonnen, warum sollten wir nicht einen dritten holen?", sagte der frühere Leverkusener.

Da sich die Bayern bis vor einigen Jahren auch gegen andere Klubs aus Spanien fast immer durchgesetzt hatten, wurden sie auf der iberischen Halbinsel "la Bestia Negra" getauft. Dabei waren die "Königlichen" lange Zeit der Lieblingsgegner der Bayern. Das ist heute anders, denn die jüngere Vergangenheit spricht für Real: Nachdem sich die Madrilenen in den beiden vergangenen Duellen in den Saisonen 2013/2014 und 2016/2017 mit insgesamt vier Siegen durchgesetzt hatten, ist die Bilanz zwischen beiden Vereinen ausgeglichen: Elf Siege für jeden bei zwei Remis.

15 Mal Ronaldo

Zur Trendwende hat vor allem Cristiano Ronaldo beigetragen. Der 33-jährige Portugiese erzielte in sechs Spielen gegen die Bayern im Real-Trikot nicht weniger als neun Tore. In der Champions League traf er in dieser Saison bereits 15 Mal.

"Madrid kann aus einer halben Chance ein Tor machen", so Xabi Alonso, der ebenso wie Weltmeister Toni Kroos, die Bayern Arjen Robben und James Rodriguez sowie Bayern-Trainer Jupp Heynckes bei beiden Verein tätig war. Er warnte die Madrilenen aber auch: "In München wird Real viel leiden. In der Allianz Arena machen die Bayern viel Druck, spielen sehr intensiv."

Ramos nach Sperre wieder dabei

Real-Trainer Zinedine Zidane hat alle Mann an Bord, auch wenn Innenverteidiger Nacho leicht angeschlagen ist. Dafür ist der Kapitän wieder zurück. Sergio Ramos hatte im Viertelfinal-Rückspiel daheim gegen Juventus wegen einer Sperre gefehlt – und das bekamen die "Merengues" bei der 1:3-Pleite im Bernabeu zu spüren. Der Dritte der Primera Division kam dank des 3:0-Erfolgs in Turin weiter.

Ramos ist nicht nur als Abwehrchef immens wichtig, sondern auch im Spiel nach vorne. In München kann man ein Lied davon singen. Im April 2014 erzielte der 32-Jährige beim 4:0-Erfolg in München per Kopf die beiden ersten Gäste-Tore. (APA, 24.4.2018)