Weithin ungeliebter Teil der Natur: die Zecke.
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Bern – Mit den frühsommerlichen Temperaturen drängen die Menschen in großer Zahl wieder hinaus aus den Städten und in die freie Natur – mit den entsprechenden unerwünschten Nebenwirkungen: Derzeit verzeichnen die Spitäler einen erhöhten Andrang durch jene, die sich im Wald oder auf der Wiese eine Zecke eingefangen haben. Die kleinen Spinnentiere lauern an Grashalmen und auf Büschen auf einen passenden Wirt, an dem sie sich festbeißen können.

Das sind in erster Linie Mäuse, Igel und Vögel – aber eben auch Menschen. Und die Zeckenbisse können es durchaus in sich haben. Die Parasiten übertragen Krankheiten wie die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) oder Lyme-Borreliose. 2017 erkrankten in Österreich 116 Menschen an FSME, bei der Borrelios sind es rund 16.000.

Lösungen für das Zeckenproblem

Grund genug für Wissenschafter, nach Lösungen zu suchen, mit denen sich die Verbreitung der Zecken nachhaltig eindämmen lässt. Bislang wurde vor allem die Wirkung von Schimmelpilzen und Fadenwürmern untersucht. Nun aber haben Schweizer Forscher von der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL der Berner Fachhochschule in einer aktuellen Studie nachgeweisen, dass Waldameisen das lokale Zeckenvorkommen deutlich reduzieren können.

"Mit unserer Studie wollten wir testen, ob die Kleine Rote Waldameise das Vorkommen von Zecken in unseren Wäldern beeinflusst", erklärt Studienleiterin Silvia Zingg. Dafür haben die Wissenschafter auf 130 Stichprobenflächen in der Nordwestschweiz die Zecken- und Ameisendichte bestimmt – die eine Hälfte der Standorte mit, die andere ohne Ameisennest in der Nähe. Um die Zecken zu zählen, haben sie ein weisses Tuch über Boden und Vegetation gezogen. Zudem haben sie weitere Variablen wie Streu, Vegetation und Mikroklima gemessen, die das Vorkommen von Zecken beeinflussen.

Je größer das Nest, umso weniger Zecken

Die im Fachjournal "Parasites & Vectors" präsentierten Resultate verblüffte die Forscher: Sie zeigen, dass eine dichte Vegetation einen negativen und tiefe Streu einen positiven Einfluss auf die Zeckendichte hat. Vor allem aber konnte das Team um Zingg nachweisen, dass Waldameisen die lokalen Zeckenvorkommen deutlich reduzieren können. Besonders wichtig für die Wirkung ist die Größe der Nester. Steigt beispielsweise das Volumen eines Ameisennestes von 0,1 Kubikmeter auf 0,5 Kubikmeter an, sinkt die Anzahl Zecken um rund zwei Drittel.

"Es sind weitere Studien notwendig, damit wir die Mechanismen hinter dieser Beziehung verstehen", erläutert Zingg. Möglich wäre etwa, dass die Ameisensäure rund um die Nester oder das räuberische Verhalten der Waldameisen eine abweisende Wirkung auf die Zecken haben. Die Studie dokumentiert jedenfalls eine weitere Ökosystemdienstleistung der kleinen Waldpolizisten. (red, 1.5.2018)