"Die Menschen stolpern nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel", sagte Konfuzius. War das der Grund für die Regionalverwaltung Teneriffas, das Sandburgenbauen auf den Stränden der Insel zu verbieten? Wohl eher nicht, aber die Platznot an europäischen Küsten hat in den vergangenen Jahren Ausmaße erreicht, dass heuer vielerorts Verbote und Einschränkungen drohen: In Bibione lautet das Motto ab sofort "Atme das Meer" – das Rauchen am Strand wurde komplett verboten, und in Torrox an der spanischen Costa del Sol ist nunmehr das Reservieren von Liegeplätzen untersagt.

Zu ruhigeren Küsten

Auf Mallorca tummeln sich bereits mehr als zehnmal so viele Touristen wie Einheimische – zuletzt trafen dort pro Jahr elf Millionen Urlauber auf knapp 900.000 Einwohner. In Zukunft sollen die Menschenmassen von überfüllten Stränden zu ruhigeren Küsten oder ins Landesinnere umdirigiert werden. Der Inselrat hat Mallorca deshalb in unterschiedliche Zonen eingeteilt. "Rote Zone" bedeutet: Ab August 2018 werden die Gästebetten limitiert. An manchen Stränden sollen demnach gar keine neuen Hotelburgen mehr entstehen.

Was geht mich das an, kann man sich nun fragen? In Europa gibt es herrliche Strände, auf denen niemand über Sandburgen stolpert, weil kaum jemand dort ist – zum Beispiel diese fünf hier ...

Spetses, Griechenland

Griechenland zeichnet sich als Topurlaubsziel der Österreicher für den Sommer 2018 ab. Die Buchungen liegen aktuell 30 Prozent über dem Vorjahr, wobei das Land schon 2017 gut besucht schien. Und doch: Weniger besuchte Inseln und Strände lassen sich auch dort finden.

Spetses zählt zu den kleineren Saronischen Inseln und ist dem östlichsten Finger des Peloponnes vorgelagert. Bis heute hat sich das Eiland etwas von dem rauen Seefahrernest bewahrt, das es im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert gewesen sein muss. Die Kapitänin Laskarina Bouboulina, die im Befreiungskrieg gegen die Türken eine entscheidende Rolle gespielt hat und in Nikos Kazantzakis' Roman Alexis Sorbas erwähnt wird, stammt von der Insel.

Von Piräus dauert die Überfahrt mit der Fähre nur rund zwei Stunden, auf der Insel ist der Autoverkehr eingeschränkt. Viele Urlauber sind deshalb mit dem Fahrrad unterwegs – manche auch, um die eher verstreut liegenden, aber häufig feinsandigen Strände zu erreichen.

Am längsten und am einfachsten zu erreichen sind die Strände Agia Anargyri (im Süden) und Agia Paraskevi (am Hauptort gelegen), die demnach zu den besser besuchten gehören. Pinienbewachsene Buchten wie jene bei Lygoneri im Norden sind dagegen kaum erschlossen und selbst zur Hochsaison selten überfüllt.

Foto: iStockphoto / Paul Shark

Jütland, Dänemark

Die Wanderdüne Rubjerg Knaude im Norden von Dänemark ist eigentlich kaum zu verfehlen. Ein im Jahr 1900 errichteter Leuchtturm macht dort auch landseitig auf sich aufmerksam – zumindest derzeit noch. Die dänische Naturbehörde rechnet seit längerem damit, dass der Turm bald ins Meer stürzen wird, weil die Erosion um das Gebäude unaufhaltsam ist.

Mit Ausnahme des Naturschutzgebiets, das den Turm umgibt, bietet die Kliffküste zwischen Lønstrup und Løkken auf 15 Kilometern herrliche vorgelagerte Sandstrände. Vor allem der neun Kilometer lange Abschnitt bei Nørre Lyngby ist wunderbar feinsandig, aber mitunter auch windig. Wer nicht mit dem Surfboard oder Kite-Schirm im Gepäck angereist ist, wird sich vielleicht in eine der Dünen dahinter ducken wollen, um von den täglich acht Sonnenstunden im Hochsommer zu profitieren.

Foto: iStock / PhotographerCW

Porto Santo, Portugal

So viel ist klar: Mit knapp sieben Stunden Flugzeit kommt man von Wien aus nicht in die Südsee. So lange dauert die Anreise auf die portugiesische Insel Porto Santo, 40 Kilometer nordöstlich von Madeira, die immerhin ein wenig an die Südsee erinnert. Der sieben Kilometer lange Sandstrand Praia do Porto Santo schaut aus, als wäre man auf Tahiti oder den Cook-Inseln gelandet. Die moderate Brandung lässt das kristallklare Atlantikwasser wiederum wie eine stille Lagune im Indischen Ozean erscheinen, der feine Korallensand erinnert an die darin gelegenen Malediven.

Nicht schlimm, dass die Portugiesen vom Festland das längst erkannt haben und im Hochsommer schon einmal für bis auf den letzten Platz besetzte Liegestühle sorgen: Man scheint sich eh gern dort hinzulegen, wo schon ganz viele andere sind. Die Ponta da Calheta dagegen, am südlichen Ende der Praia do Porto, ist teilweise nur fußläufig erreichbar und bleibt daher oft menschenleer. Der auch zu therapeutischen Zwecken genutzte Sand wird hier so heiß, dass die Maximaltemperatur des Atlantiks von 23 Grad eine willkommene Erfrischung ist.

Foto: iStock / Simon Bradfield

Albanische Riviera

Jahr für Jahr seit mindestens zehn Jahren ist – auch in diesem Magazin – zu lesen: Albanien hat sie noch, die fast völlig unverbauten Stränden, wie sie in Europa kaum noch zu finden sind. An den Besucherzahlen ändert das Jahr für Jahr wenig.

Entlang der 80 Kilometer langen Küste zwischen Saranda und dem Llogara-Pass, die als albanische Riviera bezeichnet wird, finden sich lebhafte Abschnitte (etwa um Durrës) ebenso wie nur zu Fuß erreichbare und daher ruhige Buchten bei Gjipe. Rund um Dhërmi und Himara ist die touristische Infrastruktur gut entwickelt, Doppelzimmerpreise unter 50 Euro sind keine Seltenheit. Ganz im Süden der Küste, vis-à-vis der Insel Korfu, macht der Strand von Ksamil sogar ein wenig auf Karibik: Ein ausgewogenes Gemisch aus Sand und Kies sorgt für kristallklares Wasser.

Foto: iStock / J. Wildman

Leba, Polen

Wer mit Kiefern statt Palmen auf der Postkarte leben kann, ist mit dem Strand von Leba bestens bedient. Während die Strandkorb- und Liegestuhlreihen im Ortszentrum des gleichnamigen Ostseebads mitunter recht dicht sein können, versteckt sich im benachbarten Slowinzischen Nationalpark Polens größte unbespielte Sandkiste, die Lonsker Düne.

Hinter der als "polnische Sahara" bezeichneten Wanderdüne beginnt ein acht Kilometer langer schneeweißer, vor allem aber einsamer Strand. Der Grund dafür: Auch in der "polnischen Sahara" kann es im Hochsommer bis zu 50 Grad heiß werden. Die Oase namens Ostsee hinter dem Sandhaufen bleibt mit maximal 19 Grad aber selbst im August eine echte Erfrischung.

(Sascha Aumüller, RONDO, 27.4.2018)

Foto: iStock / ewg3D