Die Illustration, die der Studie beigefügt wurde, sieht ein wenig nach einer Low-Budget-Version von "Ice Age" aus, zeigt aber gut die Jagdtaktik, die die frühen Nordamerikaner vermutlich anwendeten.
Illustration: Alex McClelland, Bournemouth University

Washington – Eine seltene Entdeckung gewährt Einblicke in das späte Pleistozän Nordamerikas: Ein Team von Forschern aus den USA und Großbritannien legte im Naturschutzgebiet White Sands National Monument in New Mexico Fußabdrücke von Menschen und Riesenfaultieren frei. Und die dürften nicht zufällig neben- und sogar ineinanderliegen: Laut Forschern hat man es mit dem Dokument einer steinzeitlichen Jagd zu tun.

Wie das Team um David Bustos im Fachmagazin "Science Advances" berichtet, wurden über 100 Fußspuren entdeckt. Die der Menschen sind eindeutig identifizierbar, bei den anderen weiß man zumindest, dass sie von Riesenfaultieren stammen: Sie sind 30 bis 56 Zentimeter lang und weisen die typische "Nierenform" samt Klauenabdrücken auf, die sich aus der speziellen Anatomie und Fußhaltung bodenbewohnender Faultiere ergibt.

Welche Spezies genau sie hinterließ, ist unklar. In Frage kämen laut den Forschern sowohl Nothrotheriops als auch Paramylodon, die jeweils etwa drei Meter lang waren. Von beiden Spezies waren in der Region schon fossilierte Knochen gefunden worden.

Gipsabgüsse der Fußspuren eines Riesenfaultiers.
Foto: David Bustos, National Park Service

Faultiere stammen ursprünglich aus Südamerika, das bis zur Schließung des Isthmus von Panama vor etwa drei Millionen Jahren isoliert gewesen war und eine völlig eigenständige Tierwelt hervorgebracht hatte. Seit mindestens 35 Millionen Jahren gab es dort auch zahlreiche Arten von bodenbewohnenden Faultieren, über die neue Landbrücke gelangten diese schließlich auch nach Nordamerika. Teilweise erreichten die Tiere Riesenwuchs: Nothrotheriops und Paramylodon waren nur mittelgroß – das ebenfalls eiszeitliche Megatherium hatte die Ausmaße eines Elefanten.

In Nordamerika starben die großen Faultiere vor etwa 10.000 Jahren aus, dicht gefolgt von ihren Verwandten in Südamerika. Auf Inseln überlebten bodenbewohnende Faultiere um einige tausend Jahre länger. Für das Verschwinden dieser lange Zeit sehr erfolgreichen Tiergruppe wird seit langem der Mensch zumindest mitverantwortlich gemacht. Und die nun veröffentlichte Studie scheint die sogenannte Overkill-Hypothese von Bejagung bis zur Ausrottung zu stützen.

Ein menschlicher Fußabdruck in der Spur eines Riesenfaultiers.
Foto: Matthew Bennett, Bournemouth University

Das Besondere an dem Fund in New Mexico ist, dass die menschlichen Abdrücke teilweise innerhalb der größeren Faultier-Fußstapfen liegen. Daraus lässt sich schließen, dass die Menschen den Tieren dicht auf den Fersen waren. Das Verteilungsmuster interpretieren die Forscher überdies so, dass die Faultiere versucht hätten, ihre Angreifer abzuschütteln, ehe sie gestellt wurden und es zum Kampf kam.

Laut Bustos dürfte die Taktik der Jäger so ausgesehen haben, dass ein Teil der Verfolger die durchaus wehrhaften Tiere abzulenken hatte. Dabei mussten sie sich vor gefährlichen Schwingern in Acht nehmen: Die Grizzly-großen Faultiere hatte lange Arme mit großen Klauen an den Händen. Während dieses Ablenkungsmanöver lief, konnten Jäger von der anderen Seite ihre Speere einsetzen.

Einer solchen Taktik hatten die Faultiere, die sich gegen natürliche Feinde recht gut zur Wehr setzen konnten, nichts entgegensetzen. Sie gehören damit zu den vielen Tiergruppen, die nach der letzten Kaltzeit aus den Amerikas verschwand, als sich dort der Mensch ausbreitete. (jdo, 28. 4. 2018)