Bild nicht mehr verfügbar.

Ursula von der Leyen und Florence Parly präsentierten am Donnerstag ein Modell der zukünftigen europäischen Drohne "MALE" (Medium-Altitude Long-Endurance)

Foto: REUTERS/Axel Schmidt

Bild nicht mehr verfügbar.

Der japanische U-Boot-Jäger P-1 bei der ILA-Eröffnung . Im Vordergrund ein Airbus A400M-Transporter.

Foto: REUTERS/Fabrizio Bensch

Bild nicht mehr verfügbar.

Tarnkappenjet F-35 des US-Herstellers Lockheed Martin bei der ILA. Das US-Produkt wird als möglicher Tornado-Nachfolger gehandelt.

Foto: AP/Michael Sohn

Bild nicht mehr verfügbar.

Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnete die ILA 2018

Foto: REUTERS/Fabrizio Bensch

Berlin/Paris – Die Flugzeugbauer Airbus und Dassault Aviation arbeiten bei dem geplanten neuen europäischen Kampfjet und weiteren Rüstungsprojekten zusammen. Dazu hätten die beiden Firmen eine entsprechende Absichtserklärung zum Future Combat Air System (FCAS) unterzeichnet, erklärten Dassault-Chef Eric Trappier und der für Rüstung zuständige Airbus-Manager Dirk Hoke am Mittwoch. Der Betrieb des Flugzeugs solle mit eingeschränkten Fähigkeiten ab 2040 beginnen.

Auf der Firmenwebsite erklärt Hoke, das FCAS werde als Kampfflugzeug der sechsten Generation über modernste Selbstschutzsysteme wie eine Anlage zur Abwehr von Laserangriffen verfügen. Er betonte, dass es für potenzielle Kunden wichtig sei, die Kontrolle über die im Flugzeug verarbeiteten Daten zu behalten. Beim Kauf von US-Flugzeugen sei dies nicht gewährleistet: Diese würden mit Blackboxes geliefert, auf die der Kunde keinen Zugriff habe. Wie und wo so ein Kampfflugzeug eingesetzt werde, könnten die USA bestimmen.

Britische Beteiligung fraglich

Ob auch britische Flugzeugbauer eingeladen werden, sich an zukünftigen Projekten zu beteiligen, hänge vom Ergebnis der Brexit-Verhandlungen ab, erklärte Hoke. Frankreich arbeitet mit den Briten an einem unbemannten Kampfflugzeug, das Projekt hat aber bisher nur zögerliche Fortschritte gemacht.

Das FCAS-Programm soll ein Kampfflugzeug, Drohnen sowie Kommunikationsinfrastruktur umfassen. Nun warteten die Unternehmen darauf, dass sich Deutschland und Frankreich auf Details einigten und diese bekanntgeben. Das soll nach Angaben aus Bundeswehrkreisen am Rande der Berliner Luftfahrtausstellung ILA geschehen, die bis Sonntag in Berlin stattfindet.

Merkel lobt deutsch-französische Zusammenarbeit

Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte bei der ILA-Eröffnung, die Veranstaltung, bei der Frankreich als Partnernation beteiligt ist, sei ein Symbol für die enge Zusammenarbeit zwischen beiden Staaten.

Vor allem im Verteidigungsbereich arbeiteten beide Länder eng zusammen. "Wir beschaffen gemeinsam Luftfahrzeuge, wir bilden gemeinsame Staffeln, wir führen gemeinsame Auslandsmissionen durch", sagte Merkel. "Von daher ist es nur konsequent, wenn wir auch Ausbildung und Betrieb gemeinsam gestalten." Beide Länder sorgten dafür, dass die Idee einer europäischen Verteidigungsunion mit mehr Leben erfüllt werde.

Führungsnation Frankreich

"Wir wünschen uns ein freies, demokratisches, ein stabiles Europa, ein starkes Europa, das seine Menschen und seine Werte schützen kann", sagte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. "In einer unsicherer werdenden Welt ist es deshalb auch wichtig, dass wir gemeinsam Vorsorge treffen." Ihre französische Kollegin Florence Parly pflichtete ihr bei: "Es ist in der Vergangenheit sehr viel gesprochen worden über die eigene europäische Strategie, und mit diesem Abkommen verleihen wir dieser Strategie ein Gesicht."

Führungsnation bei der Entwicklung des Jets werde Frankreich sein, kündigte von der Leyen an. Deutschland werde die Federführung bei der Entwicklung neuer Landsysteme übernehmen. Im vergangenen Jahr hatten sich beide Länder grundsätzlich auf eine Reihe großer Rüstungsvorhaben geeinigt, bei denen sie zusammenarbeiten wollen. Eines davon ist die Entwicklung eines neuen Kampfpanzers.

Deutsch-französisches Großprojekt

Die gemeinsame Entwicklung eines neuen Kampfjets ist mit Abstand das größte Vorhaben auf der deutsch-französischen Projektliste, auf die sich die beiden Länder vergangenes Jahr grundsätzlich verständigt hatten. Ein gemeinsamer Fahrplan dafür sollte nach früheren Planungen bis Mitte 2018 stehen.

Die Kosten für das Projekt dürften in den kommenden Jahrzehnten für die beiden Länder deutlich im zweistelligen Milliardenbereich liegen. Frankreich hatte sich in den 80er-Jahren aus dem Eurofighter-Programm zurückgezogen, um mit Dassault die Rafale zu bauen. Am Bau des Eurofighters sind Airbus, die italienische Leonardo und die britische BAE beteiligt.

Neuer Seeaufklärer erwogen

Deutschland und Frankreich wollten auch die gemeinsame Entwicklung neuer Seefernaufklärungsflugzeuge prüfen, zu deren Aufgaben vor allem die U-Boot-Jagd zählt, hieß es in Bundeswehrkreisen. Dazu werde auf der ILA eine Absichtserklärung unterzeichnet. Das Projekt solle langfristig auch anderen Mitgliedern der EU und der Nato sowie weiteren Partnerländern offen stehen.

Deutschland und Frankreich hätten sich bereits grundsätzlich auf die Anforderungen an den neuen Seefernaufklärer geeinigt, hieß es. Ein entsprechendes Dokument solle ebenfalls bei der ILA unterzeichnet werden. Danach soll das Flugzeug bis 2035 voll einsatzfähig sein und fähig, in unterschiedlichen Klimata zu fliegen und auf unterschiedlich gut ausgebauten Flugplätzen zu starten und zu landen. Kernaufgabe des neuen Seefernaufklärers werde die U-Boot-Jagd sein, darauf solle das Flugzeug optimiert werden. Außerdem solle es Aufklärungs- und Unterstützungseinsätze übernehmen können.

Airbus erwägt, eine militärische Variante des erfolgreichen Passagierflugzeugs A320neo zu bauen, die auch für sie Seeaufklärung geeignet sein soll, Dassault erwägt für das gleiche Einsatzgebiet, den Businessjet Falcon 8x umzubauen.

Deutschland fliegt bisher acht Maschinen des Typs P-3C Orion, Frankreich die Breguet Atlantique 2. Die viermotorige P-3C Orion ist das größte Kampfflugzeug der Bundeswehr. Sie hat eine Reichweite von rund 2.500 Kilometern, kann große Seegebiete überwachen und mit Torpedos Jagd auf U-Boote machen. Im vergangenen Sommer hatten sich beide Länder darauf verständigt, nach einer gemeinsamen Lösung zum Ersatz der alternden Maschinen zu suchen.

Japan bietet U-Boot-Jäger an

Aus japanischen Regierungskreisen hat die Nachrichtenagentur Reuters erfahren, dass auch der Schwerindustrie-Konzern Kawasaki mit seinem P-1-U-Boot-Jäger Interesse an dem deutsch-französischen Auftrag gezeigt hat. Dies käme für die Kunden billiger, als ein neues Flugzeug zu konstruieren, selbst wenn sich andere Staaten wie zum Beispiel Spanien an dem Projekt beteiligten, sagte ein Regierungsvertreter.

Die P-1 soll auch bei der Luftfahrtausstellung ILA präsentiert werden. Seit Premierminister Shinzo Abe vor vier Jahren das Waffenexportverbot aufheben ließ, bemüht sich die japanische Rüstungsindustrie erfolglos um Aufträge aus dem Ausland. Zuletzt scheiterte der Versuch, Australien Diesel-U-Boote zu verkaufen: Die Regierung in Canberra entschied sich für den französischen Anbieter DCNS. (red, APA, Reuters, 25.4.2018)