Wien – Die ÖBB will ihre Park-and-ride-Anlagen sowie die Carsharing- und Fuhrparkstationen zu E-Tankstellen aufrüsten. Ausgeschrieben zur Vergabe wurde im Herbst ein Rahmenvertrag über Lieferung, Betrieb und Instandhaltung von E-Ladestationen im gesamten Bundesgebiet im Volumen von rund 3,6 Millionen Euro.

Den Zuschlag bekam die für Elektrolade-Infrastruktur zuständige Smatrics, ein Joint Venture von Verbundgesellschaft, OMV und Siemens. Smatrics soll, so der Plan, bis Ende 2020 rund 500 Ladestationen errichten, an denen im Vollbetrieb rund tausend Elektroautos ihre Batterien aufladen können.

Doch das Projekt ist in Verzug geraten. Denn ein im Vergabeprozess unterlegener Bieter hat die Vergabe beeinsprucht.

Pilot-Partner

Wie DER STANDARD aus ÖBB-Kreisen erfuhr, ist es der ÖBB-Partner Energie Steiermark (Estag) namens weiterer Landesversorger, der die Vergabe blockiert. Die Estag hatte vor der Ausschreibung durch die ÖBB-Infrastruktur ein Pilotprojekt mit der Staatsbahn zum Thema E-Ladeinfrastruktur durchgeführt – und sich offenbar große Hoffnungen gemacht, auch den Zuschlag zu bekommen.

Zum Zug gekommen ist allerdings Smatrics, ein Ableger des Haus- und Hoflieferanten der ÖBB, Siemens. Wobei das Geschäft für einen Energieversorger überschaubar lukrativ sein dürfte. Denn nicht nur kann die ÖBB den Rahmenvertrag jederzeit kündigen, sie braucht auch keinen Strom von einem externen Anbieter. Denn in die Elektroladestationen fließt Elektrizität aus bahneigenen Kraftwerken und Netz.

Ein erster von der Estag angestrengter Gerichtstermin vor zwei Wochen verlief dem Vernehmen nach ohne Ergebnis. ÖBB und Estag wollten mit Verweis auf das Gerichtsverfahren keine Stellungnahme abgeben. Ein Estag-Sprecher betont, man freue sich, dass die ÖBB dem Thema E-Mobilität große Bedeutung zuordne. "Wir haben gemeinsam mit anderen Landesenergieunternehmen ein Angebot abgegeben und würden uns freuen, für die ÖBB das abwickeln zu können, an dem alle ÖBB-Kunden und die Kunden der Energieunternehmen am größten Ladenetz Österreichs partizipieren können", sagte ein Sprecher. (Luise Ungerboeck, 26.4.2018)