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Chinas Präsident Xi Jinping vor einer Militärparade in der traditionellen Limousine Rote Fahne in Peking.

Foto: Reuters / Andy Wong

Chinas Funktionärslimousine Rote Fahne, die Präsident Xi Jinping nach seinem Amtsantritt als sozialistischen Paradewagen für seine Staatsgäste reaktivieren ließ, feiert bald ihr 60-jähriges Bestehen. Seit 12. Mai 1958 wird sie von den First Automative Works (FAW) in Changchun hergestellt. Das nahende Jubiläum war für FAW-Konzernchef Xu Liuping Grund genug, seiner Roten Fahne auf der Pekinger Automesse einen neuen Anstrich zu verleihen.

Xu präsentierte eine neu designte Modellserie H5 in fünf Varianten, fünf Farben (Schwarz, Weiß, Gold, Silber, Blau) und fünf Preisen von der Grundversion für 149.800 Yuan (19.400 Euro) bis zum mit smarter Technologie veredelten, knapp 200.000 Yuan teuren Fahrzeug. Er stellte auch einen blaugrünen Konzeptwagen der Roten Fahne vor. An deren Emblemfigur einer Fahne erinnert nur noch ein langgezogener roter Strich auf dem Kühler. Die zweisitzige Hongqi ist ein Zukunftsprojekt. Mit künstlicher Lenk-Intelligenz an Bord soll sie von alleine fahren können.

Nicht mehr altbacken

Auch in Sachen Elektromobilität will die Hongqi nicht mehr altbacken erscheinen. Unter den 174 Neue-Energie-Fahrzeugen, die auf der Pekinger Automesse gezeigt werden, darunter 125 von chinesischen Herstellern, reiht sich auch die Rote Fahne ein. Stolz präsentierte Xu das erste E-Modell E-HS3 in hellem Blau. "Diese Farbe symbolisiert die neuen Energien", sagte ein Mitarbeiter. Er verriet, dass der Wagen, der Ende 2018 auf den Markt kommen soll, fast 4,5 Meter lang ist, 300 Kilometer weit mit selbstentwickelten Batterien fahren kann und sechs Sekunden braucht, um auf Tempo 100 zu kommen.

FAW-Chef Xu trägt zwei Hüte. Seit 30 Jahren ist sein Staatskonzern auch Mehrheits-Joint-Venture-Partner der Audi-Gruppe. So nahm Xu nach der Roten-Fahne-Einweihung gleich nebenan an der Audi-Feier teil. Zusammen mit dem Vorstandsvorsitzenden Rupert Stadler ließ er dort die Weltpremiere der Langversion des Q5-SUV feiern. Der Wagen wird von nun an wie weitere sechs Audi-Modelle in den Changchun-Fabriken gebaut.

Mehr Elektro-Audis

Stadler sagte, dass bis 2025 ein Drittel aller weltweit verkauften Audis elektrifiziert sein wird. In China will er bis 2022 zehn neue SUVs in den Markt bringen, von denen sieben lokal produziert werden und fünf E-Fahrzeuge sind. Die Ingolstädter, die nach selbstverschuldeten Turbulenzen in ihrer Händlerpolitik um ihren Platz als Marktführer in Chinas Premiumklasse mit Mercedes ringen müssen und an BMW Marktanteile verloren, wollen wieder durchstarten. "Wir werden unsere Verkäufe von 600.000 Wagen pro Jahr auf 1, 2 Millionen bis 2023 verdoppeln", sagte Stadler.

Von solchen Zahlen kann die Rote Fahne nur träumen. Sie verkauften 2017 gerade 36.000 ihrer H5 Limousinen, sagte ein Mitarbeiter. Für die neue Serie rechnet er mit mehr Zuspruch. Im August wollen sie auch mit zwei SUV-Modellen auf den Markt kommen. Alle Produzenten in China reden zwar viel von E-Mobilität, vermarkten aber vor allem SUV-Modelle.

Die Rote Fahne punktet mit sozialistischer Tradition. Hinter Glas stellt FAW eine der traditionellen Staatslimousinen aus, die weiter hergestellt werden. Sie koste je nach Ausstattung und Panzerung zwischen 6,5 Millionen (900.000 Euro) und zehn Millionen Yuan. Nur wenige Hundert Exemplare wurden in den vergangenen Jahren und nur im Staatsauftrag produziert. Das Fahrzeug hat ein Zwölf-Gang-Getriebe. Allein seine Scheinwerfer seien pro Stück 300.000 Yuan (40.000 Euro) teuer. Das ist fast so viel, wie vermutlich das erste Elektroauto der Roten Fahne kosten wird. (Johnny Erling aus Peking, 26.4.2018)