Sacramento/Wien – Bevor er kam, rief er an. Er erzählte seinen Opfer, was er über sie wusste, und terrorisierte sie auch noch, nachdem er in ihre Häuser eingebrochen war und sie vergewaltigt hatte. Zwölf Jahre lang stalkte, missbrauchte und ermordete ein Mann im gesamten US-Bundesstaat Kalifornien. 1986 hörte er offenbar abrupt auf. Die Ermittler ordnen ihm zwölf Morde, 51 Vergewaltigungen und mehr als 120 Einbrüche zu. Er war einer der aktivsten Serienverbrecher der US-Geschichte. Doch die Ermittler kamen ihm nicht auf die Spur.

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Mehrere Phantombilder des Mannes, der mehr als 50 Frauen in ihren Häusern vergewaltigte.
Foto: Reuters / FBI

DNA-Spur

Diese Woche wurde der 72-jährige Joseph James DeAngelo in seinem Haus in Sacramento verhaftet, nachdem der Fall 2016 von den Behörden neu aufgerollt worden war. DeAngelos DNA wurde an den Tatorten von zwei Morden gefunden. Dem ehemaligen Polizisten werden aber noch weitere Taten vorgeworfen werden, kündigte die Staatsanwältin an.

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Der ehemalige Polizist Joseph James DeAngelo wurde in seinem Haus verhaftet.
Foto: REUTERS/Fred Greaves

Der Name "Golden State Killer"

Als die Verbrechensserie in den 1970er- und 1980er-Jahren die Bewohner Kaliforniens in Atem hielt, gaben die Medien dem Täter mehrere Namen: "East Area Rapist", "Original Night Stalker" und "Diamond Knot Killer". Erst später sollte ein weiterer hinzukommen: 2013 schrieb Michelle McNamara einen Artikel im "Los Angeles Magazine" über ihre Obsession mit dem Fall und dass sie ihn lösen wolle. Sie nannte den Täter "Golden State Killer".

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Patton Oswalt und seine Frau Michelle McNamara, die jahrelang an dem Fall recherchierte.
Foto: AP Photo/Matt Sayles, File

Frau mit einer Mission

Die Frau von US-Comedian Patton Oswalt, bekannt aus der Serie "King of Queens", verbrachte über Jahre hinweg ihre Nächte vor dem Computer. In Online-Foren und gemeinsam mit privaten Ermittlern versuchte sie Hinweise auf die Identität des Mörders zu finden, die von den Behörden übersehen worden waren. Ihre Recherche erschöpfte sie und ließ sie an Angststörungen leiden. Im April 2016 starb sie im Schlaf. Sie litt an einem nicht diagnostizierten Herzleiden und hatte zuvor mehrere verschriebene Medikamente geschluckt.

Das Buch, das sie zu dem Zeitpunkt über den Fall des "Golden Gate Killers" schrieb, konnte sie nicht fertigstellen. Ehemann Oswalt wollte das Projekt allerdings nicht mit seiner Frau sterben lassen und engagierte einen Journalisten und einen Rechercheur, um es fertigzustellen. Das Buch erschien im Februar unter dem Titel "I'll Be Gone in the Dark" und lenkte die öffentliche Aufmerksamkeit auf den Mörder, die er zuvor nicht erhalten hatte. "Ich glaube, du hast ihn geschnappt, Michelle", war Oswalts Reaktion auf Instagram nach der Festnahme.

Oswalt zeigt sich berührt von der Festnahme.

Opfer will mit Täter sprechen

Die Nachbarschaften, in denen der Mörder sein Unwesen trieb, wurden durch die Taten verändert. Die Bewohner verschlossen ihre Türen, Schlösser waren in der Umgebung ausverkauft, und mehr als 6.000 Waffen wurden verkauft, sagte eine damalige Ermittlerin in Sacramento zu Medien.

Der Täter beobachtete seine Opfer lange und weckte sie anschließend oft nachts auf, indem er ihnen eine Taschenlampe ins Gesicht hielt. Dann fesselte er oft den Mann, vergewaltigte die Frau und tötete anschließend beide.

Auch Jane Carson-Sandler wurde 1976 von dem Vergewaltiger geweckt, als sie mit ihrem dreijährigen Sohn im Bett lag. Er fesselte beide und brachte den Buben anschließend weg. Dann missbrauchte er die Frau. Nach der Tat legte er ihren Sohn wieder neben sie aufs Bett. Carson-Sandler zeigte sich erleichtert ob der Festnahme. Bei einer Pressekonferenz in Sacramento kündigte sie außerdem an, sich dem Täter stellen zu wollen: "Ich frage mich, wann er mich zum ersten Mal gesehen hat, wie lange er mich gestalkt hat." Außerdem will sie wissen, wohin er ihren Sohn gebracht hatte, während er sie vergewaltigte.

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Die Behörden berichteten bei einer Pressekonferenz in Sacramento von der Festnahme des 72-jährigen Joseph James DeAngelo.
Foto: REUTERS/Fred Greaves

Verdächtiger arbeitete als Polizist

DeAngelo droht nun die Todesstrafe, wie die Staatsanwaltschaft ankündigte. Geboren im Bundesstaat New York, meldete er sich später zur US Navy und kämpfte in Vietnam. Anschließend studierte er Strafrecht und wurde Polizist. Damals sollen sich die ersten Einbrüche, ein Mord und eine Vergewaltigung ereignet haben. DeAngelo wurde nach einem Diebstahl schließlich entlassen. Seine polizeiliche Ausbildung ließ ihn so lange unerkannt bleiben, vermuten die Behörden. (bbl, 26.4.2018)