Foto: Purdue University

West Lafayette – In der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins "Antiquity" stellen Archäologen der Purdue University einen Fund vor, der bei seiner Entdeckung für einiges Rätselraten gesorgt hatte: das Skelett eines Pferdes, das in der Ausgrabungsstätte Tombos nahe dem 3. Nilkatarakt gefunden wurde.

Die Fundstelle befindet sich im heutigen Sudan. Vor dreieinhalb Jahrtausenden gehörte die Region zu Nubien und markierte die Südspitze der Kolonisierung Nubiens durch Ägypten während des Neuen Reichs. Archäologen um Michele Buzon untersuchen Tombos seit Jahren, um Aufschlüsse über das Leben in der Ära zu gewinnen, in der sich nubische und ägyptische Kultur vermischt hatten. Neben zahlreichen Artefakten wie Werkzeugen und Töpferei wurden auch schon die Überreste von etwa 200 Menschen entdeckt, die dort bestattet worden waren.

Fragen ...

Das Pferd stach unter den Funden etwas heraus. Ursprünglich 2011 entdeckt, war man sich zunächst nicht sicher, ob es überhaupt aus antiker Zeit stammt oder womöglich aus jüngster Vergangenheit. Mittlerweile hat eine Radiokarbondatierung ergeben, dass es aus der sogenannten Dritten Zwischenzeit stammt, die auf das Neue Reich folgte und vom 11. bis zum 7. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung reichte.

Und es wurde nicht einfach vergraben, sondern feierlich bestattet. An den Hufen wurden Fasern gefunden, die die Forscher als Reste eines Grabtuchs interpretieren. Dazu kommen verschiedene Grabbeigaben, etwa Eisenstücke, die zum Zaumzeug gehört haben dürften. Das und einige Skelettmerkmale deuten darauf hin, dass das Tier einen Streitwagen gezogen hatte.

... und Antworten

Zur Untersuchung des Skeletts wurde Sandra Olsen von der University of Kansas hinzugezogen. Sie kam zum Schluss, das das Pferd – offenbar ein Fuchs – zu Lebzeiten hohe Wertschätzung genossen hatte: Es wurde offensichtlich gut behandelt und erreichte ein reifes Alter. Dass ihm Artefakte aus dem damals in der Region sehr kostbaren Eisen mit ins Grab gegeben wurden, spricht ebenfalls für die Achtung, die man ihm entgegenbrachte.

Umgekehrt zieht Buzons Team daraus den Schluss, dass auch Tombos selbst damals hohe Bedeutung gehabt haben muss – sonst hätte man das Pferd nicht just dort bestattet. Für die Archäologen ist es ein weiteres Mosaiksteinchen in ihrem Bild, wie das Leben in Nubien nach der ägyptischen Kolonialzeit aussah, als in der Region der Staat Kusch entstand. (jdo, 27. 4. 2018)