Wien – Am 1. Dezember wird Josef Penninger die Leitung des Life Sciences Institute (LSI) der University of British Columbia in Vancouver übernehmen. Noch ist der 53-jährige Genetiker Direktor des Instituts für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Den bevorstehenden Abschied nahm Penninger zum Anlass, in einem Interview für das Ö1-Wirtschaftsmagazin "Saldo" eine erste Bilanz seiner vergangenen 15 Jahre in Wien zu ziehen.

Vor allem mit der Politik ging Penniger dabei recht hart ins Gericht: Zwar habe sich in den vergangenen Jahren einiges getan, es brauche aber noch sehr große Anstrengungen, um dort hin zu kommen, wo Deutschland oder England in der Forschung stehen. Österreich sei wissenschaftspolitisch ein zu großer Fleckerlteppich, als dass man es als Land wirklich international wahrnehmen würde.

Fehlende Mittel, um mithalten zu können

Es gebe in Österreich zwar einige wissenschaftliche Leuchttürme, aber es bräuchte viel größere Anstrengungen, um mit Nordamerika oder Deutschland, wo Angela Merkel die Budgets für Wissenschaft erhöht hat, mithalten zu können. Japan will in Zukunft zehn Universitäten unter die Top 100 bei den Uni-Rankings bringen und auch Indien oder China würden wissenschaftlich "voll Gas geben". Und vor allem in China habe man erst begonnen. "Wenn wir hier nicht in gute Universitäten und gute Forschung investieren, dann werden wir in Zukunft zum Disneyland der Chinesen."

Penninger vermisst in dem Gespräch die großen Würfe und verweist in dem Zusammenhang auf Kanada und jenes Programm, das zum 150-jährigen Gründungsjubiläums des Landes aufgelegt wurde: nämlich 150 Millionen zusätzlich in die Forschung zu stecken, um Top-Forscher ins Land zu holen, was letztlich auch zu seiner Abwerbung führte.

"Das wäre doch ein tolles Programm"

Penninger schlägt so etwas auch für Österreich vor: 100 Forschungsmillionen zum 100-Jahr-Jubiläum der Republik für Berufungen von Top-Wissenschaftern aus dem Ausland. "Das wäre doch ein tolles Programm für die Regierung, um sich zu profilieren."

Penninger zeigt sich auch etwas erschöpft vom ständigen Lobbyieren und Feilschen für mehr Mittel und will wieder mehr forschen: In Österreich gebe es – etwa im Vergleich zur Schweiz – zu viele Institutionen, die um zu wenig staatliches Geld streiten müssten. In den Regierungserklärungen stehe zwar stets, wie wichtig Wissenschaft für die Zukunft sei. "Das sind aber eher nur Lippenbekenntnisse." (tasch, 27.4.2018)