Vor großen Namen scheint Gloria Allred keine Angst zu haben. In ihrer mehr als 40-jährigen Karriere als Anwältin zog sie unter anderem gegen O. J. Simpson, Roman Polanski, die katholische Kirche, Donald Trump und vor kurzem gegen Bill Cosby vor Gericht. Ihre Mission: die Verteidigung der Rechte von Frauen und Minderheiten.

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Gloria Allred nach der Urteilsverkündung gegen Bill Cosby: "Frauen wird endlich geglaubt."
Foto: REUTERS/Brendan McDermid

Persönliches Schicksal

Der Kampf der 76-Jährigen, die immer in einem einfärbigen Kostüm auftritt – oft, passend zu ihrem Namen, komplett in Rot –, rührt von ihrem persönlichen Schicksal her. Sie war Anfang 20, als sie während ihres Urlaubs in Mexiko von einem Arzt vergewaltigt wurde, während er ihr eine Waffe an den Kopf hielt. Allred wurde schwanger und starb fast an den Folgen einer illegalen Abtreibung. "Das wird dir eine Lehre sein", sagte eine Krankenschwester zu ihr. Diese Erfahrung habe ihre geholfen, ihre Klientinnen mit ähnlichen Erfahrungen zu verstehen, sagte sie später.

Eine Dokumentation über Allred wurde im Februar auf Netflix veröffentlicht.
Netflix

Mutter einer Tochter

Geboren in eine Arbeiterfamilie aus Philadelphia, sieht sie ihre Arbeit als "Privileg", wie sie in Interviews betont. Ihre Eltern hätten nicht einmal die Highschool besucht. Mit 20 Jahren wurde Allred bereits Mutter ihrer Tochter Lisa. Kurz darauf ließ sie sich von ihrem Mann scheiden, da er, wie sie erzählt, unter einer bipolaren Störung gelitten habe und vor dem Kind gewalttätig geworden sei. Allred unterrichtete an einer Highschool und begann nach einer weiteren Scheidung mit dem Rechtsstudium.

Gloria Allred mit dem kanadischen Model Jenna Talackova, die aufgrund ihrer Transsexualität vom "Miss Universe"-Bewerb ausgeschlossen worden war.
Gloria Allred

"Meisterin der Pressekonferenz"

Mit Studienkollegen gründete sie 1976 die Kanzlei Allred, Maroko & Goldberg, die sich auf Diskriminierung und sexuellen Missbrauch spezialisierte. Sie nahm an Protestmärschen teil und trat in Talkshows auf. 2012 entwickelte sie die Taktik, die ihr den Titel "Meisterin der Pressekonferenz" einbrachte: Sie vertrat das kanadische Model Jenna Talackova, das wegen ihrer Transsexualität vom Miss-Universe-Wettbewerb ausgeschlossen wurde. Der große Zampano im Miss-Universe-Zirkus war damals Donald Trump. Durch medienwirksame Auftritte erzeugte sie Druck, und Talackova durfte wieder teilnehmen. Kritiker nennen Allred "mediengeil", und so wurde sie auch schon in Southpark oder bei den Simpsons porträtiert. Ihr selbst ist das egal, sagt sie: "Manche haben wahrscheinlich Angst davor, die Rechte der Frauen zu verbessern."

An Pension denkt sie nicht: "Ich ar beite 99,9 Prozent meiner Zeit." Ihr berufliches Erbe dürfte aber gesichert sein. Tochter Lisa und Enkeltochter Sarah sind beide Anwältinnen geworden. (Bianca Blei, 27.4.2018)