Sebastian Vettel wurde seiner Favoritenrolle in Aserbaidschan gerecht.

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Baku – Sebastian Vettel geht zum dritten Mal in Folge vom besten Startplatz aus in einen Formel-1-Grand Prix. Der deutsche Ferrari-Pilot und WM-Führende sicherte sich seine 53. Pole am Samstag in Baku vor den beiden Mercedes von Lewis Hamilton und Valtteri Bottas. Ebenfalls in Reihe zwei für den GP von Aserbaidschan steht am Sonntag (14:10 Uhr, live ORF 1) Vorjahres-Sieger Daniel Ricciardo im Red Bull.

Vettel reckte nach seiner dritten Pole in Serie den "Vettel-Finger" den Kameras entgegen, hatte er doch Hamilton 0,179 Sekunden hinter sich gelassen. Und das, obwohl er auf der tückischen und 6,003 Kilometer langen Strecke am Kaspischen Meer in der entscheidenden Schlussphase seinen zweiten Versuch abgebrochen hatte.

Eigentlich hätte die ganze erste Reihe an Ferrari gehen müssen. Aber sein Teamkollege Kimi Räikkönen leistete sich bei zwei Zehntel Vorsprung auf Vettel auf dem Weg zur Pole bei Kurve 16 einen entscheidenden Fahrfehler und musste sich am Ende mit Position sechs begnügen. "Schade. Er war praktisch bis zur letzten Kurve auf Pole-Kurs", bedauerte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene.

Beinahe-Katastrophencrash

In Q1 kam es beinahe zu einem verheerenden Crash zweier Toro Rossos. Pierre Gasly lief nach Kurve 16 mit 320 km/h auf seinen Teamkollegen Brendon Hartley auf, der nach einer Kollision mit der Wand deutlich verlangsamt hatte. Nur um Zentimeter schaffte es Gasly an dem mitten auf der Straße fahrenden Neuseeländer vorbei.

Der Beinahe-Crash im Video.

"Angsteinflößend", nannte Gasly danach den gefährlichen Beinahe-Crash. "Ich habe mich schon abheben und irgendwo außerhalb der Strecke landen sehen." Hartley entschuldigte sich noch auf dem Weg zurück an die Box. "Sorry. Ich wollte noch aus dem Weg gehen, aber es war zu spät, zudem habe ich mich für die falsche Richtung entschieden. Es war mein Fehler." Mercedes-Chef Niki Lauda meinte zur haarsträubenden Szene zwischen den beiden Toro Rossos: "Es wäre eine Katastrophe gewesen, wenn sich die beiden berührt hätten."

Vettel nicht ganz zufrieden

"Ich hatte gleich bei meinem ersten Versuch eine gute Runde. Eigentlich wollte ich noch einen draufsetzen. Aber zum Glück hat es dann trotzdem gereicht", resümierte WM-Spitzenreiter Vettel, der im vergangenen Jahr in Baku mit einem Rammstoß gegen Hamilton für Negativschlagzeilen gesorgt hatte. "Der Wagen war einfach großartig. Es wird aber ein intensives Rennen, in dem alles passieren kann."

Am liebsten würde Vettel natürlich seinen 50. Karrieresieg am Sonntag feiern. Raum für Verbesserung sieht der Deutsche ohnehin noch. "Unser Wagen war wirklich gut, es hat echt Spaß gemacht. Mit meiner letzten Runde war ich aber nicht ganz zufrieden, weil noch ein bisschen mehr drin war", meinte der Scuderia-Pilot.

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Lewis Hamilton wurde in der Vergangenheit das eine oder andere Mal mit einem breiteren Grinsen gesichtet.
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Nach einem schwierigen Freitagstraining änderte Hamilton das Setup an seinem Wagen und ist am Sonntag erster Vettel-Verfolger. "Es war echt eng. Wir haben den besten Job gemacht, den wir machen konnten", bilanzierte Hamilton, der in der WM-Wertung neun Punkte Rückstand auf Vettel hat. "Sebastian hat einen guten Job gemacht, Ferrari war bisher schneller als wir. Ihr Wagen ist echt schnell. Aber das ist angeblich die fünftbeste Strecke, was überholten betrifft. Ich werde Sebastian morgen das Leben möglichst schwer machen."

Keine Reaktion auf Ecclestone

Hamilton will endlich seinen ersten Saisonsieg holen. Dafür muss er Vettel schlagen und so seine harte und sieglose Zeit beenden. Der langjährige Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone hatte sich sogar schon verwundert gezeigt und gemutmaßt, der Titelverteidiger sei nicht mehr der Pilot, der er einmal war. Auf diese Frage hin lächelte Hamilton nur milde und zuckte mit den Schultern. "Nicht wirklich" könne er dazu etwas sagen.

Vettel muss sich darauf einstellen, dass ihn Mercedes mit einem vorgezogenen Boxenstopp im Rennen unter Druck setzen und zum Handeln zwingen könnte. "Das Rennen hier kann echt verrückt sein", sagte Bottas. "Wir sind bereit für den Kampf." Teamchef Toto Wolff atmete durch. "Wir sind hier im Mittelteil in dem winkeligen Zeug einfach nicht gut. Aber Gott sei Dank haben wir uns zurückgerauft und das richtige Setup gefunden", sagte der Österreicher, der aber auch zugab: "Ohne Fehler wäre Kimi auf der Pole gestanden und beide Ferrari vorne gewesen." (APA, red, 28.4.2018)

Ergebnis:

1. Sebastian Vettel (GER) Ferrari 1:41,498 Min. (191,956 km/h)
2. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 1:41,677
3. Valtteri Bottas (FIN) Mercedes 1:41,837
4. Daniel Ricciardo (AUS) Red Bull Racing 1:41,911
5. Max Verstappen (NED) Red Bull Racing 1:41,994
6. Kimi Räikkönen (FIN) Ferrari 1:42,490
7. Esteban Ocon (FRA) Force India 1:42,523
8. Sergio Perez (MEX) Force India 1:42,547
9. Carlos Sainz Jr. (ESP) Renault 1:43,351
10. Lance Stroll (CAN) Williams 1:43,585
11. Sergej Sirotkin (RUS) Williams 1:43,886
12. Fernando Alonso (ESP) McLaren 1:44,019
13. Charles Leclerc (MON) Sauber 1:44,074
14. Nico Hülkenberg (GER) Renault 1:43,066 (+ 5 Plätze/Getriebewechsel)
15. Kevin Magnussen (DEN) Haas 1:44,759
16. Stoffel Vandoorne (BEL) McLaren 1:44,489
17. Pierre Gasly (FRA) Toro Rosso 1:44,496
18. Marcus Ericsson (SWE) Sauber 1:45,541
19. Brendon Hartley (NZL) Toro Rosso 1:57,354
20. Romain Grosjean (FRA) Haas, ohne Zeit