Curitiba – Bei einem bewaffneten Angriff auf ein Protestlager von Anhängern des inhaftierten brasilianischen Ex-Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva sind zwei Menschen verletzt worden. Bei den Opfern in der südlichen Stadt Curitiba handelte es sich um einen 38-jährigen Mann und eine 42-jährige Frau, wie örtliche Medien am Samstag unter Berufung auf die Polizei berichteten.

Der Zeitung "Folha de Sao Paulo" zufolge erlitt der Mann schwere Verletzungen am Hals. Hunderte Lula-Anhänger lagern seit Wochen in der Nähe des Gefängnisses in Curitiba, wo der Ex-Präsident seit Anfang April inhaftiert ist, und fordern seine Freilassung. Das Nachrichtenportal "Globo" zeigte ein Video von Überwachungskameras, auf denen der mutmaßliche Angreifer zu sehen ist. Er lief demnach in der Nacht auf einer Straße in Richtung Camp und eröffnete das Feuer. Die Präsidentin der linken Arbeiterpartei PT, Gleisi Hoffmann, sprach von einem "Attentat".

Inhaftierung spaltet das Land

Die Inhaftierung von Lula spaltet seit Wochen das fünftgrößte Land der Welt. Ende März war es bereits zu einem Zwischenfall gekommen, bei dem Unbekannte auf eine Wagenkolonne von Lula schossen. Der frühere Staatschef (2003-2010) tourte damals durch das Land und hoffte auf einen erfolgreichen Einspruch gegen sein Urteil.

Im Jänner wurde Lula in zweiter Instanz zu zwölf Jahren Haft wegen Korruption verurteilt. Er soll während seiner Regierungszeit von dem Baukonzern OAS die Renovierung eines Luxusappartements als Gegenleistung für lukrative Verträge mit dem staatlichen Energieriesen Petrobras angenommen haben.

Favorit für Präsidentschaftswahl

Der Fall ist politisch hoch brisant, weil Lula klarer Favorit für die Präsidentenwahlen am 7. Oktober ist. Selbst nach seiner Inhaftierung blieb Lula der beliebteste Politiker Brasiliens, in jüngsten Umfragen kam er auf 31 Prozent der Stimmen. Der 72-jährige frühere Metallarbeiter genießt vor allem bei armen Brasilianern großen Rückhalt. Zugleich ist die linke Ikone wegen der Korruptionsvorwürfe zur Hassfigur für die oberen Klassen geworden.

Es wird damit gerechnet, dass ein Wahlgericht die Registrierung der Kandidatur Lulas im August untersagt. Die PT will trotzdem weiter auf ihn als Kandidaten setzen. "Wir haben keinen Plan B", sagte jüngst PT-Präsidentin Hoffmann der Deutschen Presse-Agentur (dpa). "Wir arbeiten mit dieser Kandidatur bis zum Ende." Den Gerichtsprozess gegen Lula bezeichnete Hoffmann als politisch motiviert. (APA, 28.4.2018)