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Kim Jong Un (li.) und Moon Jae-in bei ihrem historischen Treffen am 27.4.2018.

Foto: AP

Pjöngjang/Washington – Nordkorea hat nach südkoreanischen Angaben die Schließung seines Atomtestgeländes im Mai zugesichert. Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un habe bei seinem Treffen mit Südkoreas Präsident Moon Jae-in zudem angekündigt, die Auflösung des Testgeländes von ausländischen Experten und Journalisten überprüfen zu lassen, sagte Moons Sprecher am Sonntag.

Der Schritt würde zeitlich in etwa mit dem geplanten Gipfeltreffen des nordkoreanischen Machthabers Kim mit US-Präsident Donald Trump zusammenfallen. Trump nannte am Samstagabend einen möglichen Termin in drei bis vier Wochen.

Kim und Moon waren am Freitag zu einem historischen Gipfeltreffen im Grenzgebiet zwischen Nord- und Südkorea zusammengekommen. Dabei bekannten sie sich zum Ziel eines dauerhaften und stabilen Friedens und einer atomwaffenfreien koreanischen Halbinsel. In Nordkorea wurde der Gipfel am Samstag in den Staatsmedien als Wendepunkt für die Halbinsel gefeiert.

Experten und Journalisten eingeladen

Das international isolierte Land hatte im vergangenen Jahr eine Reihe von Raketentests sowie einen sechsten Atomwaffentest vorgenommen und damit international Sorge und Empörung ausgelöst. Bei seinem Treffen mit Moon sagte Kim nach Angaben des südkoreanischen Präsidentensprechers, das Atomtestgelände solle nun im kommenden Monat geschlossen werden. Experten aus Südkorea und den USA sowie Journalisten sollten eingeladen werden, um dies zu überprüfen. Pjöngjang wolle "Transparenz".

Zugleich wies Kim den südkoreanischen Angaben zufolge Spekulationen darüber zurück, dass das Atomtestgelände Punggye-ri bereits nicht mehr nutzbar sei. "Einige Menschen sagen, dass wir eine Testanlage schließen, die bereits nutzlos ist", sagte Kim demnach. Das sei aber falsch. Es gebe zwei Tunnel, die in einem "guten Zustand" seien.

Chinesische Seismologen hatten kürzlich in einer Studie geschrieben, der Berg über dem unterirdischen Testgelände sei eingestürzt, womöglich in Folge des letzten Atomversuchs. Der Kollaps habe die "unterirdische Infrastruktur" für "künftige Atomtests" wohl unbenutzbar gemacht. In der Testanlage fanden alle bisherigen Atomtests Nordkoreas statt.

Kim hatte sich am Freitag nach Darstellung Südkoreas optimistisch zum Treffen mit Trump geäußert. Dabei habe er auch Sicherheitsinteressen Nordkoreas angesprochen.

"Die USA fühlen sich abgestoßen von uns. Aber wenn wir erst einmal reden, wird ihnen klar werden, dass ich kein Mensch bin, der eine Atomwaffe auf den Süden oder die USA abfeuern wird", zitierte der südkoreanische Präsidentensprecher den nordkoreanischen Machthaber. "Wenn wir öfter miteinander reden, Vertrauen schaffen und uns das Versprechen gegeben wird, den Krieg zu beenden und nicht angegriffen zu werden, gibt es für uns keinen Grund mehr, Atomwaffen zu besitzen", erklärte Kim demnach.

Treffen mit Trump in den nächsten Wochen

Laut US-Präsident soll das Treffen mit Kim vermutlich "in den kommenden drei oder vier Wochen" stattfinden. Dies teilte Trump am Samstagabend bei einer Kundgebung vor Anhängern mit. Er gehe davon aus, dass es "ein sehr wichtiges Treffen" werde: "Wir werden der Welt einen großen Gefallen tun."

US-Außenminister Mike Pompeo sagte unterdessen, Kim sei bereit, einen Plan vorzulegen, der zur vollständigen atomaren Abrüstung des Landes führe. Bei seinem Besuch in Pjöngjang am Osterwochenende habe er ein "gutes Gespräch" mit dem nordkoreanischen Staatschef geführt, sagte er dem Sender ABC News.

Uhrzeit wird angepasst

Als symbolische Versöhnungsgeste mit Seoul beschloss Kim nun auch, dass die Uhrzeit in seinem Land wieder an die Südkoreas angepasst werden soll, wie der südkoreanische Präsidentensprecher bekannt gab. Dazu sollen die Uhren 30 Minuten vorgestellt werden. Pjöngjang hatte 2015 beschlossen, seine Standardzeit um eine halbe Stunde nach hinten zu verschieben. Die "Pjöngjang Zeit" gilt seitdem für das gesamte Staatsgebiet.

Das Treffen zwischen Kim und Moon und das geplante Treffen des nordkoreanischen Machthabers mit Trump haben Hoffnungen auf eine Beilegung des Atomkonflikts genährt. Beide Koreas hatten ihren Gipfel am Freitag mit einer wegweisenden, wenngleich weit gefassten Erklärung für "Frieden, Wohlstand und Wiedervereinigung" beendet.

Unter drei Hauptpunkten werden Schritte für Austausch und Zusammenarbeit, Maßnahmen zur militärischen Entspannung sowie Pläne für einen dauerhaften Frieden genannt, einschließlich eines Friedensvertrages in diesem Jahr und der "kompletten Denuklearisierung".

Wie und bis wann dies konkret erreicht werden soll, blieb unklar – ebenso welche Gegenleistungen Nordkorea erwartet. Nordkorea-Experten wiesen darauf hin, dass Pjöngjang bereits in der Vergangenheit immer wieder Zusagen gebrochen habe und der schwierige Teil der Verhandlungen erst noch bevorstehe.

Putin bietet Hilfe an

Der russische Präsident Wladimir Putin hat den koreanischen Staaten Unterstützung bei ihrem Kurs der Annäherung angeboten. In einem Telefonat mit seinem südkoreanischen Kollegen Moon Jae-in sagte er am Sonntag nach Angaben des Präsidialamts, Russland sei bereit zu trilateralen Infrastruktur- und Energieprojekten auf der koreanischen Halbinsel. (APA, 29.4.2018)