Unabhängige Spielemacher, Erfinder, Künstler, Freaks: Die A MAZE Berlin ist eine bunte Alternativveranstaltung im Zeitraum der jährlichen Berliner Games Week. Auch dieses Jahr versammelten sich anlässlich des International Games & Playful Media Festivals vom 25. bis 29. April EntwicklerInnen und Freunde des alternativen Spiels, um zahlreichen Vorträgen zu lauschen, an Workshops teilzunehmen und die Games-Ausstellung zu besuchen, in der über 80 Spiele ausprobiert werden konnten. Es folgt: ein Rundgang zu den schrägsten, spannendsten und interessantesten Spielen und Ausstellungsstücken der A MAZE Berlin 2018.

Wobble Garden

Der britische Games-Bastler Robin Baumgarten hat mit seiner Installation "Line Wobbler" aus wackelnden Schuhspreizern und "eindimensionalem Gamedesign" bereits 2015 auf der A MAZE zwei Preise eingeheimst, sein neues Projekt "Wobble Garden" ist wieder eine faszinierende Mischung aus sehr originellem Interface und abstrakt verspieltem Gameplay. Dafür gab‘s auch dieses Jahr einen Award – und zwar jenen, den das Publikum direkt vergibt.

Foto: Rainer Sigl

Box Box

Auch das französische experimentelle Games-Kollektiv Eniarof verknüpft sehr analoge Eingabegeräte mit handfestem Gameplay und digitaler Unterstützung: Im Kampfspiel "Box Box" setzen sich Spielerinnen und Spieler verkabelte Kartonboxen auf und versuchen sich dann mit Schaumstoffkeulen KO zu schlagen ...

Foto: Rainer Sigl

Lucy loves You

... während in "Lucy Loves You" Teamwork angesagt ist: Ein Spieler sitzt auf einem "elektrischen Stuhl" und diktiert per Instruktion vom Monitor seinem/r MitspielerIn, welche Knöpfe sie oder er zu drücken hat. Bei Fehlern gibt‘s (sanfte) Stromschläge – und höchst unterhaltsames Chaos.

Foto: Rainer Sigl

Like Roots in the Soil

Im Vergleich zu den bereits genannten Seltsamkeiten ist "Like Roots in the Soil" nahezu banal – dank origineller Steuerung durch ein (Plastik-)Pflänzchen in der Blechdose geriet das sehr kurze meditative Spiel, in dem zwei Perspektiven zu einer Geschichte verschmelzen, aber zum hübsch minimalistischen Walking-Simulator im stylischen Look. Das Spiel italienischer Entwickler ist übrigens kostenlos verfügbar – die Steuerung zu Hause gerät dann allerdings etwas konventioneller.

Foto: Rainer Sigl

Stereopolis

Die spielbare Installation "Stereopolis" wird man auch eher nicht in den eigenen vier Wänden zu spielen bekommen: Die kaleidoskopartige, fischaugenmäßig verzerrte Spielwelt in bunten Farben wird nämlich auf eine kreisrunde Glasscheibe projiziert. Ein zu Beginn desorientierendes, bald allerdings hypnotisch in den Bann ziehendes Spielerlebnis.

GLKT.

MOR — Museum of Other Realities

Das VR-Projekt "Museum of Other Realities" ist eine Sammlung experimenteller Szenen und Räume, die von verschiedenen Künstlern als interaktive Kunstwerke für diese Kollaboration gestaltet wurden. Dasselbe Konzept verfolgt das – für die Awards nominierte – virtuelle Musem "The Zium Museum", das sich übrigens auch ohne VR-Ausrüstung betreten lässt.

joe daniels

The Dev.olution of SUPERHOT

Im düsteren Keller des Veranstaltungsortes Urban Spree gab es Einblick in den kreativen Prozess der Entwicklung eines Indie-Hits: Die Entstehung des originellen polnischen First-Person-Shooters "SUPERHOT" ließ sich in der Sonderausstellung anhand vieler Entwicklungsschritte in Prototypen und Arbeitsversionen nachvollziehen.

Foto: Rainer Sigl

Attentat 1942

Die tschechische Karls-Universität und die dortige Akademie der Wissenschaften stellten den diesjährigen Preisträger für das "Most Amazing Game" 2018. "Attentat 1942" erzählt in schwarzweißer Grafik, Dokumentarfilmmaterial und in Interviews mit Zeitzeugen eindrücklich von der Nazi-Besatzung Tschechiens und vom Widerstand gegen ein brutales Regime.

Attentat1942

Genital Jousting: Story Mode

Den "Digital Moment Award" gab es für ein Spiel, das auf den allerersten Blick nach einem augenzwinkernden pubertären Scherz aussieht: Im seit längerer Zeit im Early Access verfügbaren Multiplayer-Spaß "Genital Jousting" steuert man körperlose Penisse, die sich gegenseitig zu penetriere versuchen, im nun neu dazugekommenen und separat mit einem Award geehrten "Story Mode" für Einzelspieler geht‘s (noch) absurder und philosophischer zur Sache – ein bisschen so wie eine Mischung der Indie-Hits "The Stanley Parable" und "Octodad" – nur mit Penissen.

Free Lives

The Norwood Suite

Ein bisschen herkömmlicher geht es da im – trotzdem sehr schrägen – First-Person-Abenteuer "The Norwood Suite" zur Sache, das mit dem "Long Feature Award" der Jury ausgezeichnet wurde. Die Mischung aus Open-World-Adventure und bizarr-einfallsreichem Walking Simulator überzeugt durch kreative Ideen, einfallsreiche Story und vor allem großartigen Soundtrack. (Rainer Sigl, 29.04.2018)

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