Je mehr unsere Gesellschaften zu Risikogesellschaften werden, in denen das Individuum für Erfolg und Scheitern allein gerade stehen muss, umso eklatanter wird das Bedürfnis nach Sicherheit. Das Bedürfnis nach Sicherheit ist etwas, das jeder und jede hat. Eine ganze Begriffswelt haben wir dafür zur Verfügung: Sicherheit, Vertrauen, Geborgenheit, Kontrolle haben über das eigene Leben, Aufgehobenheit.

In einer Ära, in der Risikofreude und Beweglichkeit gepriesen werden, wird dieses Sicherheitsbedürfnis gerne belächelt. Hochnäsiger Unfug! Denn richtig flexibel und risikofreudig und zukunftsfröhlich kannst du natürlich nur sein, wenn du auf der Basis eines Sicherheitsgefühls agierst. Hast du ein Unsicherheitsgefühl, wirst du jede weitere Unsicherheit meiden. Das Sicherheitsgefühl ist also nicht der Antipode zur Risikofreude, sondern dessen Voraussetzung. (Robert Misik, 29.4.2018)