Laufenburg – Die Schweizer Netzgesellschaft Swissgrid warnt vor weiteren Verzögerungen in den Verhandlungen zwischen der EU und der Schweiz beim Stromabkommen. Kommt es zu keiner Einigung, könnte die Schweiz den Stromtransit nach Italien stoppen, sagte Swissgrid-CEO Yves Zumwald am Freitag vor einer österreichischen Delegation in Laufenburg.

Die Integration des europäischen Strommarkts schreitet mit großen Schritten voran. Weil die Schweiz aber von dieser Entwicklung ausgeschlossen ist, kann sie bei der Planung nicht mitreden. Durch den steigenden Anteil an Erneuerbaren vor allem in Deutschland werden die Stromflüsse zudem unberechenbarer.

Die ungeplanten Lastflüsse aus den Nachbarländern erreichen seit 2015 Ausmaße, die laut Swissgrid die nationale Versorgungssicherheit gefährden. Kurzfristige Korrekturmaßnahmen, um das Netz zu stabilisieren und ein Blackout zu verhindern, gehören mittlerweile zum Alltag. Die Schweiz sei im Strombereich der "Mülleimer" Europas, bringt es Market-Leiter Jörg Spicker mit drastischen Worten auf den Punkt.

Verhandlungen stocken seit Jahren

Die Verhandlungen zwischen der Schweiz und der EU stocken seit 2014. Damals war das Stromabkommen beinahe fertig ausverhandelt. Dass seither kein Weiterkommen möglich war, habe wenig mit der Sache an sich zu tun, sagte Spicker. Die EU wolle beim institutionellen Rahmenabkommen, das die Wirtschaftsbeziehungen zwischen der EU und der Schweiz auf neue Beine stellen soll, Druck ausüben. Deswegen "nimmt man uns in Geiselhaft", so Spicker. "Wir fühlen uns missbraucht."

Dabei spiele die EU aber "mit dem Feuer". Denn die Nicht-Einbindung der Schweiz bei der Integration des Strommarkts gefährde nicht nur die Schweizer Versorgung, sondern auch jene Italiens, denn viele Importe des Mittelmeerstaats fließen über die Schweiz. "Wenn wir Last abwerfen müssen, um unser Netz zu retten, werden wir das tun", warnte Swissgrid-CEO Zumwald. "Und wenn es meine letzte Entscheidung als CEO ist." (APA, 29.4.2018)