Lachende Gesichter, auch auf den Propagandabildern der nordkoreanischen Agentur KCNA. In Peking gehen die Mundwinkel derweil eher nach unten, man wäre bei den Gesprächen gern dabei.

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Ausgerechnet Donald Trump war es, der doch noch eine Lanze für Chinas Staatschef Xi Jinping brach. Nach den spektakulären Szenen der Annäherung zwischen Süd- und Nordkorea am Freitag twitterte der US-Präsident stolz: Die begonnene Aussöhnung werde weltweit auch als sein Verdienst angesehen. "Der Koreakrieg endet!" Chinas Präsident Xi gebühre ebenfalls Dank: Niemand "soll die große Hilfe vergessen, die mein guter Freund, Präsident Xi, dafür den USA geleistet hat, besonders an der Grenze zu Nordkorea".

Sollte Trump China absichtlich schmeicheln, wäre es ein ungewöhnliches Beispiel diplomatischer Feinfühligkeit: Denn eigentlich schmollt Peking, gerade weil es sich von beiden Koreas wie ein Zaungast behandelt fühlt, für den kein Platz am Verhandlungstisch ist. In der Friedenserklärung von Pamunjom steht ein Satz, der Chinas Führung alarmierte: Beide Koreas wollten noch in diesem Jahr das 1953 geschlossene, bis heute geltende Waffenstillstandsabkommen in einen Friedensvertrag umwandeln. Das soll über "trilaterale Gespräche der beiden Koreas mit den USA geschehen oder über Vierergespräche, die China miteinschließen".

Für die Volksrepublik, die mit den USA und Nordkorea eine der drei Garantiemächte des Abkommens von 1953 ist, kommt das einem Affront gleich. Sie wird erst in zweiter Linie als Verhandlungspartner genannt. Die amtliche Agentur Xinhua ließ in ihrer Zusammenfassung die Ankündigung von Drei-Parteien-Verhandlungen vor dem "oder" einfach weg. Sie meldete nur, dass es Vierergespräche mit China geben soll.

Angst vor Pekinger Dominanz

Peking denkt nicht daran, sich von den Diskussionen um die Zukunft der Koreanischen Halbinsel ausschließen zu lassen. Genau das ist aber beabsichtigt, bestätigte ein hochrangiger südkoreanischer Diplomat der Hongkonger South China Morning Post (SCMP). Diese berichtet, Seoul wolle nur mit Nordkorea und den USA die nächsten Schritte aushandeln. Eine Teilnahme Chinas würde den "Einfluss von Seoul auf die Verhandlungen schmälern." Nordkoreas hohe Abhängigkeit von Chinas Öllieferungen und Nahrungsmitteln gebe Peking eine dominante Position, die Seoul eine Vermittlung zwischen Pjöngjang und Washington erschwere. Zwar wird letztendlich Chinas Unterstützung als Verhandlungspartner für den Friedensvertrag gebraucht; doch die Weichen wollen die drei vorerst alleine stellen.

Zwischenzeitlich hat Südkoreas Präsident Moon am Sonntag noch einmal für Aufsehen gesorgt. Er enthüllte, was ihm Kim für sein kommendes Gespräch mit Trump noch alles zugesagt habe. Nordkorea werde im Mai etwa sein Haupttestgelände für Nuklearwaffen Punggye-ri nicht nur definitiv schließen, sondern das "in öffentlicher und transparenter Weise" vor Experten und Journalisten aus Südkorea und den USA tun. Sie könnten sich vor Ort davon überzeugen, dass die zwei Hauptstollen für die Atomtests intakt und funktionsfähig seien, entgegen allen Meldungen, wonach sie eingestürzt seien. Darüber, wie überprüft werden soll, ob Nordkorea nicht auch andere Atom- testeinrichtungen hat, sagte Moon allerdings nichts.

Aktiver Beitrag gewünscht

Auch zu diesem Termin sind den Meldungen nach keine Chinesen eingeladen, was in Peking ebenfalls keine Freude auslösen dürfte. Das alles macht die Lage für Peking kompliziert, denn eigentlich ist auch China über die Entspannung froh. Das Außenministerium begrüßte die innerkoreanische Aussöhnung. Es wolle aber eben auch "aktiv beitragen".

"Unsere Politik ist selbst schuld daran, dass wir jetzt vor der Tür stehen", sagte der Nordkorea-Experte an der Parteihochschule, Zhang Liangui, dem STANDARD. Peking habe immer darauf bestanden, dass der Atomwaffenstreit nur eine Angelegenheit zwischen den USA und Nordkorea ist. Jetzt werde es beim Wort genommen.

Zhang nannte es aber auch "zweifelhaft", ob Kim wirklich bereit ist, auch seine Atomwaffen aufzugeben, hier laufe der nordkoreanische Machthaber "taktisch im Kreis". Zhang vermutet, dass sich Trump und Kim in der Mongolei treffen, wohin Kim in dem Sonderzug fahren könnte, in dem er auch im vergangenen Monat China erstmals seit seinem Amtsantritt besuchte. "Sich in Peking mit Trump treffen zu wollen war aber für Kim nie eine Option." (Johnny Erling aus Peking, 30.4.2018)