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Die von Adi Hütter trainierten Young Boys Bern haben den acht Jahre lang unantastbaren FC Basel entthront.

Foto: REUTERS/Denis Balibouse

Dass der Käse gegessen sei, hört man gar nicht so oft in der Schweiz, dort sagt man eher, der Mist sei geführt. Ein Österreicher zeichnet jedenfalls hauptverantwortlich für eine Zeitenwende im eidgenössischen Fußball. Die vom Vorarlberger Adi Hütter (48) trainierten Young Boys Bern haben den acht Jahre lang unantastbaren FC Basel entthront, ihren ersten Meistertitel seit 1986 geholt.

Bern stand und steht immer noch kopf. Von den Behörden wurde am Samstagabend eigens eine "Freinacht" ohne Sperrstunde ausgerufen, angeblich dauert die Party an. Schließlich geht auch die Meisterschaft noch weiter, YB war so überlegen, dass der Titel schon vier Runden vor Schluss feststeht. Zudem haben die Berner am 27. Mai im Pokalfinale gegen den FC Zürich die Chance aufs Double, nebenbei winkt die Champions League. Fans tragen Transparente und T-Shirts mit Hütters Bild und dem Aufdruck "Fußballgott".

Den Spieler Adi Hütter hatte u. a. seine Weitschussstärke ausgezeichnet, auch sie führte ihn ins Nationalteam (14 Spiele, 3 Tore) sowie mit Austria Salzburg zu drei Meistertiteln und ins Uefa-Cup-Finale 1994 (zweimal 0:1 gegen Inter Mailand). 2002 folgte noch ein Cupsieg mit dem GAK.

Dem Trainer Hütter kann man getrost Weitsicht attestieren. Der SV Grödig war keine schlechte Wahl, Hütter führte den Dorfklub in die Bundesliga und dort auf den sensationellen dritten Platz – das qualifizierte ihn für Red Bull Salzburg. Dort holte er 2014/15 das Double, dennoch kam es zu Differenzen mit der sportlichen Führung und zur offiziell einvernehmlichen Trennung.

Nun stellt Hütter den Meistertitel in Bern, wo er im September 2015 begann, über das Salzburger Double, das zwar auch "kein Selbstläufer", aber "sicher einfacher" zu holen sei. Dem Vernehmen nach hatten frühere YB-Trainer im Berner Nachtleben für Furore gesorgt. Hütter, der verheiratet ist und eine Tochter hat, die im Vorjahr maturierte, ist ein Familienmensch. Daheim und mit Freunden, sagt er, habe er "sehr viel Spaß", er sei ja "kein Roboter". Doch der Verein habe ihn "nicht als Clown angestellt. Ich habe eine riesengroße Verantwortung."

Wie lange er diese Verantwortung in Bern noch wahrnimmt, bleibt abzuwarten. Sein Vertrag läuft bis 2019, doch Adi Hütter macht keinen Hehl daraus, dass es ihn in die deutsche Bundesliga zieht. Mag sein, der Erfolg mit Bern bringt mit sich, dass die Wiese bald gemäht ist. (Fritz Neumann, 29.4.2018)