Bei diesem in Niederösterreich fotografierten Insekt handelt es sich um einen Rüsselkäfer der Gattung Dickmaulrüssler.

Foto: APA/GERHARD HANEL

Wien – Die Hagelversicherung meldet Fraßschäden an Zuckerrüben. Grund ist ein Befall des Rüsselkäfers. "Rund ein Viertel der Anbaufläche ist mittlerweile von diesem Schädling betroffen bzw. teilweise zur Gänze zerstört", teilte die Versicherung am Montag mit. Rübenbauern und Insektizidhersteller machen dafür ein Verbot bestimmter Neonicotinoide zumindest mitverantwortlich. Dieses tritt jedoch erst mit Jahresende in Kraft.

Das Neonic-Verbot senke die Wirtschaftlichkeit, so Bauernvertreter und Insektizid-Produzenten. Daher sei mit einem starken Sinken der Anbauflächen zu rechnen, warnten sie erst kürzlich. "Gehen die Neonicotinoide als Beizmittel verloren, fehlt der Rübe vor allem in der sensiblen Wachstumsphase der notwendige Schutz gegen Schädlinge", argumentierte Christian Stockmar, Obmann der IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP).

Der Rübenbauer und niederösterreichische ÖVP-Bauernbundfunktionär Andreas Leidwein sprach gegenüber der APA "von einer Invasion biblischem Ausmaßes" und griff Umweltschutz-NGOs an.

"Es ist eine Katastrophe für alle. Der Frust ist groß", sagte Leidwein. Wegen des Verbots bestimmter Neonicotinoide sei die gesamte Ernte in Gefahr.

Die Landwirtschaft brauche keine Neonicotinoide, hieß es hingegen von der Umweltschutzorganisation Greenpeace. Dass es auch bei Zuckerrüben möglich sei, ohne die Gifte anzubauen, beweise der erfolgreiche Anbau von Bio-Zucker in Österreich, der ganz ohne chemisch-synthetische Pestizide auskomme, so der Agrarsprecher der NGO, Sebastian Theissing-Matei.

Die Rübenbauern zeigten sich überrascht, dass Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) die Verwendung der Neonicotinoide beim Zuckerrüben-Anbau zuletzt auch als bienengefährlich einstufte. "Wenn dadurch leichtfertig die Rübenproduktion gefährdet wird, dann müssen im Gegenzug die Mehrkosten und das hohe Ausfallsrisiko finanziell abgegolten werden", forderte Rübenbauernpräsident Ernst Karpfinger.

Kritik vom Rübenbauernverband

Der Rübenbauernverband kritisiert, dass es beim Verbot von Neonicotinoiden keine Ausnahme für den Rübenanbau geben soll. Der heimische Rübenanbau arbeite mit geringsten Mengen an Neonicotinoiden und Bienen würden nie an das Pflanzenschutzmittel herankommen, weil die Zuckerrübe nicht blühe, so die Interessenvertreter. Durch ein Neonicotinoide-Verbot würden zur Bekämpfung von Schädlingen kostenintensive Ersatzmaßnahmen im Rübenanbau notwendig.

Weil aufgrund des niedrigen Zuckerpreises die Produktionskosten derzeit höher seien als die Erlöse, würden sich die Landwirte solche Maßnahmen nicht mehr leisten können. "Der Rübenanbau in Österreich ist bedroht und damit die rund 6.000 Bauern und ihre Familien", warnte Karpfinger. Beim Wegfall des heimischen Rübenanbaus würden österreichische Konsumenten von Zuckerimporten aus Ländern abhängig, auf deren Umweltschutzbedingungen weder die EU-Kommission noch die NGO einen Einfluss haben. In Österreich bauen gut 6.000 Bauern Zuckerrüben auf einer Fläche von rund 42.000 Hektar an.

Auch der Borkenkäfer hat bereits Hochsaison

Die trockene und heiße Witterung in den Tieflagen Österreichs trägt derzeit dazu bei, dass die Bäume besonders gestresst sind und der Borkenkäfer ideale Entwicklungsbedingungen vorfindet. Nachdem bereits 2016 und 2017 borkenkäfergeplagte Jahre waren, könne es in diesem Jahr zu Rekordzahlen kommen, warnten die Land & Forst Betriebe Österreich am Montag in einer Aussendung.

Besonders in den Hauptschadensgebieten nördlich der Donau und in tieferen Lagen der Alpen habe der Käferflug bereits begonnen, hieß es. Das trockene Klima schwäche die Bäume dermaßen, dass sie nicht genügend Harz produzieren können und sich somit gegen das Einbohren der Käfer in die Rinde nicht wehren können.

"Die Tatsache, dass der Borkenkäfer bereits jetzt fliegt, führt im schlimmsten Fall dazu, dass wir mit vier Generationen von Borkenkäfernachkommen rechnen müssen. Ein einziges Borkenkäferweibchen kann bei mehreren Generationen und Geschwisterbruten bis zu 100.000 Nachkommen haben. Spätestens im Herbst kann auch ein gesunder Baum den Angriff hunderter Käfer nicht mehr abwehren", erklärte Felix Montecuccoli, Präsident der Land & Forst Betriebe Österreich. (APA, red, 30.4.2018)