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Symbolbild: Manche Gäste zeigen sich mit der Schnitzel-Qualität bei der "Gräfin" nicht zufrieden.

Foto: Getty

Es ist seit Jahrzehnten eine Art Institution auf Wiens größtem und bekanntestem Marktgelände. 22 Stunden pro Tag hat die Gräfin vom Naschmarkt geöffnet und bietet in dieser Zeit durchgehend warme Küche. Dementsprechend ist sie ein beliebter Anlaufpunkt für Nachtschwärmer.

Darüber, wie gut die gebotene Kost ist, scheiden sich allerdings die Geister. Glaubt man zahlreichen Online-Rezensionen, so qualifiziert sich die "Gräfin" wohl als eines der schlechtesten Restaurants des Landes. Egal ob Google, Yelp, Herold oder Tripadvisor – nur selten finden sich Erfahrungsberichte, die Gutes über den Lokalbesuch vermelden.

In zahlreichen Einträgen wird dafür über die Qualität des Essens, abenteuerliche Preise und andere Unzulänglichkeiten geschimpft. Auch in die Medien hat man es öfters geschafft, das negative Feedback hat etwa die deutsche "Zeit" bereits zu einem Testessen inspiriert. Das Resümee über die Kost fällt unter dem Titel "Schmäh mit Bäh" eher bescheiden aus.

Gäste sollen "Benimmschule aufsuchen"

Bei der "Gräfin" sieht man sich aber zu Unrecht kritisiert, wie sich auf Tripadvisor nachvollziehen lässt. Dort geht man seit einiger Zeit mit den Kritikern hart ins Gericht. "Besucher91" klagte etwa über die Getränkepreise, etwa 5,90 Euro für ein "abgestandenes Ottakringer". Die Antwort: "Tja, da muss man wohl vorher in die Karte schauen oder, wenn man sich kein Restaurant leisten kann, im Supermarkt sich seine Getränke holen."

Screenshot: Tripadvisor

"Michael K" wiederum beschwerte sich darüber, dass er und sein Freund noch nie "ein so schlechtes Schnitzel mit Pommes" gegessen hätten, und bedauert, sich nicht die Zeit für eine Lokalrecherche genommen zu haben. Die Betreiber wittern allerdings eine Verschwörung. Es sei "halt einfach, sich anderen Meinungen anzuschließen" und außerdem "eigenartig, dass das ganze Schnitzel aufgegessen wurde". Auch ein Gegenangriff bleibt nicht aus: "Auch null Euro Trinkgeld zeugen von eurem unkulturellen Wien-Aufenthalt", richtet man den unzufriedenen Gästen aus. Sie sollten außerdem eine "Benimmschule" besuchen.

Screenshot: Tripadvisor

"Robbor570" hatte neben dem "überteuerten Frühstück in mieser Qualität" auch zu bemängeln, dass das Innere des Lokals "überfrachtet mit Ramsch" sei. Neben einer Abhandlung der Preise ("ein geschäftsfähiger Gast […] sollte wissen, was es kostet und ob er sich das leisten kann"), einem Hinweis auf die "frische Ware vom Naschmarkt" lässt man auch die Kritik am Interieur nicht auf sich sitzen. "Die Dekoration […] haben Sie bereits beim Betreten gesehen, sollte es Ihnen nicht gefallen, fragen wir Sie, weshalb Sie uns besuchen (GEWISSE UNLOGIK)", so die Replik weiter.

Screenshot: Tripadvisor

Eine Tonart, die man auch bei anderen negativen Rezensionen pflegt. So wird einem Gast, der über zu viele verrechnete Biere klagt, unter anderem implizit unterstellt, bereits angetrunken ins Lokal gekommen und daher nicht mehr des Zählens mächtig gewesen zu sein.

Screenshot: Tripadvisor

Nicht gut auf Kritik zu sprechen

Ob dieses Vorgehen eine eigenwillige PR-Strategie darstellt oder schlicht der übliche Stil der Betreiber ist, lässt sich freilich nicht beantworten. Das Lokal verfügt weder über eine eigene Homepage, noch gibt es eine offizielle Facebook-Seite. Schon in der Vergangenheit war man auf Beschwerden eher schlecht zu sprechen.

So landete man 2012 mit gewagten Preisen für Marillenknödel in den Medien. Einem Paar wurden für zwei Stück der Süßspeise 17,80 Euro verrechnet. Die Berichterstattung darüber kritisierte man als "diffamierend". Zudem würde man sich ja auch in einer Chanel-Boutique nicht nachträglich über den Preis beschweren. Ob man für einen oder zwei Marillenknödel sieben Euro verlange, hänge auch von der Marillengröße ab. Allerdings gestand man damals einen "Kalkulationsfehler" ein und kündigte an, entweder den Preis oder die Portionsgröße anzupassen. (gpi, 30.4.2018)