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Venedig – In Venedig wächst der Protest gegen die Aufstellung von Drehkreuzen, die den bis zum 1. Mai erwarteten Touristenansturm regeln sollen. "Venedig ist kein Disneyland, das vor Horden neuer Barbaren geschützt werden muss", erklärten Globalisierungsgegner, die dieser Tage gegen die Drehkreuze demonstrieren. Die Aktivisten kritisierten den Stadtrat, der "mit lächerlichen Lösungen" auf den Massentourismus reagiere, zugleich nichts gegen die Abwanderung der Einwohner und gegen die "soziale Verarmung" der Stadt unternehme.

Bürgermeister Luigi Brugnaro bleibt bei seinen Plänen. Er kündigte Tests mit Lasersystemen und Videoanlagen zur Regelung der Besucherströme an. "Wir wollen auf Technologie setzen, um den Touristenandrang zu regeln. Meine Aufgabe ist es, die Sicherheit der Stadt zu garantieren", wurde Brugnaro von Medien zitiert.

Wachsende Sorge

An diesem verlängerten Wochenende hat die Polizei die Möglichkeit, Touristen an mehreren Stellen der Stadt den Zugang versperren und sie auf andere Wege zu leiten. Dafür wurden an der Ponte della Costituzione, einer Brücke über den Canal Grande, sowie nahe dem Bahnhof Santa Lucia Drehkreuze eingerichtet. Die Brücke zwischen der Lagunenstadt und dem Festland könnte für einen Teil des Verkehrs gesperrt werden. Die Maßnahmen könnten auch auf Touristenboote ausgedehnt werden: Bei zu großem Andrang ist das Anlegen vor dem Markusplatz tabu.

Seit Ende des Zweiten Weltkriegs ist die Zahl der Bewohner Venedigs von 175.000 auf ein Rekordtief von weniger als 55.000 Menschen gesunken, wie aus Angaben der Gemeinde hervorgeht. Noch im Jahr 2000 zählte die Lagunenstadt 66.386 Einwohner. Bis zu 130.000 Touristen tummeln sich hingegen zu Spitzenzeiten in der Lagunenstadt. Die Einheimischen betrachten diese Entwicklung mit wachsender Sorge. Wo sich früher Lebensmittelgeschäfte befanden, locken nun Souvenir-Shops.

Auch die steigenden Preise machen den Bewohnern immer mehr zu schaffen. Und der tägliche Einkauf wird in der beinahe autolosen Stadt zu einer Herausforderung. (APA)