Klaas Heufer-Umlauf muss noch in seine Latschen hineinwachsen.

Foto: ProSieben/Claudius Pflug

Die alte Dame Late-Night-Show scheint ihre Schwächephase regelrecht zu genießen: Harald Schmidt hat sie verlassen. Stefan Raabs Strahlegrinsen ist nur noch eine ferne Erinnerung. Und der öffentlich-rechtliche Nordnachbar überlässt die Spätstunde dem Marathoninterviewer Markus Lanz. Nur ProSieben wagt noch ein bisschen – mit dem jungen Klaas Heufer-Umlauf, der mit sympathischem Lächeln beschenkt.

Bei Late Night Berlin umgibt ihn montags durchaus jener Luxus, der an große Zeiten erinnert: Lässig schlendert er – von Rockfanfaren einer echten Band beschallt – Richtung Arbeitstisch; wilder Applaus wird ihm gegeben. Im coolen Studio ist auch ein hilfreicher Dialogpartner, der den frechen Musterschüler gibt.

Der Rahmen für Klaas Heufer-Umlauf ist also vielversprechend, er selbst vielseitig: Klaas pflegt stimmlich einen Mix aus Raab und Herbert Grönemeyer, tönt markant, auch wenn er am Klavier einen Nachruf auf den Echo-Preis anstimmt.

Late Night Berlin

Der gut motivierte Applaus suggeriert allerdings jederzeit ungeheure Pointenfülle, wodurch gewisse Probleme auftauchen. Die Gags sind eher von der übermüdeten Sorte. Sie wollen Feuerwerke sein und sind letztlich dünne Streichhölzer der Kreativität.

Ob Klaas nun mit den Komikern (der Ost Boys) durch die Gegend fährt oder mit Smudo und Michi Beck (von den Fantastischen Vier) plaudert: Es wirkte diese Montagnacht wie die Simulation einer großen Epoche, deren äußere Merkmale vortrefflich imitiert werden. Ihr Kern, also aktuell Klaas, wirkt aber noch, als würde er in zu großen Late-Night-Schuhen seiltänzeln wollen. Hoffentlich bekommt er Zeitkredit, in die Latschen hineinzuwachsen.(Ljubisa Tosic, 1.5.2018)