Marco Rose will mit seinen Salzburgern Marseille müde machen.

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Salzburg/Marseille – Rein statistisch betrachtet darf sich Salzburg vor dem Rückspiel des Europa-League-Halbfinales am Donnerstag (21.05 Uhr/live Puls 4, Sky und im derStandard.at-Ticker) gegen Olympique Marseille keine großen Hoffnungen machen: Nur 17 Prozent jener Teams, die ihr Auswärts-Hinspiel mit 0:2 verloren, sind in 668 Europacupduellen seit 1970/71 aufgestiegen. "Bulle" Amadou Haidara lässt das ohnehin kalt: "Schwierig, aber machbar."

Fünf Mal setzten sich auch österreichische Teams entgegen der von der französischen Sporttageszeitung L'Equipe zitierten Statistik nach einem 0:2 durch: Der Red-Bull-Vorgängerclub Austria Salzburg kam 1993/94 im UEFA-Cup-Achtelfinale gegen Sporting Lissabon dank eines Heim-3:0 n.V. noch weiter – und schließlich bis ins Endspiel. Zwei Jahre später fast das gleiche Bild bei Rapid: Auf dem Weg zum Finale des Cupsiegerbewerbs 1995/96 war Grün-Weiß ebenfalls im Achtelfinale und ebenfalls gegen Sporting Lissabon mit einem 4:0 zuhause durch.

Gute Erinnerungen

2004/05 stieg Rapid gegen Rubin Kasan in der Quali zum UEFA-Cup dank eines 3:0 noch auf – das "Wunder von Kasan" passierte aber in der Fremde. Austria Wien besiegte 1978/79 im 1/16-Finale des Meistercups Vlaznia Shkodra nach einem Auswärts-0:2 zuhause mit 4:1. 1988/89 folgte in der 1. UEFA-Cup-Runde auf das 0:2 bei Zalgiris Vilnius ein 5:2-Heimtriumph.

Vor dem Hintergrund des Donnerstag-Duells verblassen diese Zahlen aber. Nicht nur für Haidara, der sich lieber am Duell in der Vorwoche orientiert. "Wir haben im Hinspiel eine sehr gute Leistung geboten. Leider hat uns da ein wenig Spielglück gefehlt, und das angepeilte Auswärtstor ist uns nicht gelungen", meinte der 20-Jährige aus Mali. Ein Stangenschuss von Fredrik Gulbrandsen sowie ein nicht gegebener glasklarer Elfmeter ließen sowohl an Fortuna wie auch am Unparteiischen verzweifeln.

"Wir haben das Hinspiel über weite Strecken dominiert und Marseille eigentlich im Griff gehabt", erklärte auch Trainer Marco Rose. Anders gesagt: "Es fühlt sich unvollendet an." Einen Trumpf sieht der Deutsche nicht nur im Umstand, dass man schon gegen Lazio im Viertelfinale ein 2:4 noch drehte, sondern in der guten körperlichen Verfassung seiner Truppe. "Ich hatte schon in Marseille das Gefühl, dass wir physisch stärker waren und mehr zuzusetzen hatten", betonte Rose. "Die Möglichkeit, ins Finale zu kommen, wird zwar auch Marseille tragen, aber wir werden alles versuchen, sie niederzukämpfen und müde zu machen."

"Bereit, auf dem Feld zu sterben"

Das Thema Müdigkeit beschäftigte in den vergangenen Tagen auch die französischen Gazetten. War schon in der Schlussphase des Hinspiels gegen Salzburg diesbezüglich eine leichter Abfall bei den OM-Kickern feststellbar, konstatierten die Medien und Spieler auch nach dem Sonntags-1:1 gegen Nachzügler Angers Verschleißerscheinungen. "Wir waren in Gedanken nicht beim Match in Salzburg, vielleicht waren wir einfach zu müde. Es war schwierig heute", meinte Torschütze Florian Thauvin, der auch gegen die "Bullen" getroffen hatte. Coach Rudi Garcia schonte immerhin Spielmacher Dimitri Payet.

Fraglich für das Rückspiel ist Stürmer Kostas Mitroglou. Den Griechen, der im ersten Aufeinandertreffen eher farblos blieb, plagt der Ischias, für ihn könnte Valere Germain auflaufen. Geht es nach einer Online-Umfrage von France Football, ist das Vertrauen in Olympique endend wollend: 80 Prozent glauben nicht, dass OM vor einem Comeback Salzburgs gefeit ist. Bleibt das Charisma von Garcia, der einen Ruf als "Kickerflüsterer" hat. "Die Spieler sind bereit, für ihn auf dem Feld zu sterben", berichtete dieser Tage der kamerunische Basaksehir-Legionär Aurelien Chedjou, einer von Garcias Ex-Spielern bei Lille. (APA, red, 1.5.2018)