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Eine Rhabarberpflanze sucht die Sonne. Ob auf dem Feld, im beschaulichen Hinterhof oder im Topf auf dem Balkon: Nicht nur Obst, Gemüse und Blumen erfreuen die Gemüter, Garteln liegt generell im Trend.

Foto: dpa/weihrauch

Die Konjunkturbelebung begünstigt auch bei heimischen Floristen und Gärtnern das Wachstum. Sie selbst sehen sich als Erzeuger von Luxusartikeln, auf die man bei knapper Kasse leicht verzichten kann. Genau das war laut Wirtschaftkammer-Bundesinnungsmeister Rudolf Hayek bis vor kurzem auch der Fall: "Wir haben eine ziemliche Durststrecke hinter uns, erst seit dem Vorjahr läuft es spürbar besser."

Seitdem machen die Österreicher und Österreicherinnen wieder deutlich mehr für Einzelgeschenke flüssig: "Früher haben die Leute 25-Euro-Sträuße gekauft, heute geben sie 40 Euro aus", sagt Hayek mit Blick auf die Floristen. "Um diese Summe kann man natürlich etwas viel Besseres gestalten."

Der Strauß zum Muttertag

Spendabler ist die Kundschaft zum Muttertag. Da nehmen die Leute nach Angaben des Bundesinnungsmeisters im Mittel 50 bis 60 Euro für einen Strauß Blumen in die Hand. "Muttertag ist der wichtigste Tag für Floristen und Produzenten, er bringt ungefähr ein Prozent des Jahresumsatzes", betont Hayek auch hinsichtlich der Wertschöpfung im Inland. Zum Valentinstag im Februar würden rund 80 Prozent Importware verschenkt, aber im Mai "blühen schon schöne einheimische Rosen". Der Importanteil sinke daher auf 40 bis 50 Prozent.

Der späte Saisonstart wegen des langatmigen Winters setze jedoch den Gartengestaltern etwas zu. Grundsätzlich halte der Trend zum Garteln aber an, es gebe auch genug Nachwuchs: Die Meisterschulen seien voll, viele Jungunternehmer würden neue Betriebe aufmachen. Mit der Konkurrenz durch den Handel wie Baumärkten oder spezialisierten Gartencentern habe die Branche umzugehen gelernt. Hayek: "Damit müssen wir halt leben."

Bellaflora und der Mitbewerb

Einer dieser Mitbewerber ist die Kette Bellaflora, die sich wiederum gegenüber anderen Handelssegmenten abgrenzen will. "Der Lebensmittelhandel ist wegen der großen Mengen interessant, aber das beeinflusst unser Sortiment nur in Teilbereichen", sagt Geschäftsführer Alois Wichtl. Entscheidend für den Geschäftsgang sei ohnedies das Wetter: "Es ist jedes Jahr schwierig. Wir müssen uns daran gewöhnen, dass die Ausnahme zur Regel wird."

Bisher sieht Wichtl ein gutes Jahr, der überaus warme April kompensiere den späten Saisonstart. "Aber wir zittern bis Mitte Juni, dann wissen wir, wie das Jahr laufen wird." Wobei die umsatzstärksten Wochen unmittelbar bevorstehen. Rund um den Muttertag würden viele Jungpflanzen ausgesetzt, vor allem nach den Eisheiligen, die Mitte Mai traditionell einen Kälteeinbruch bringen sollen. "Jetzt noch Frost wäre eine Katastrophe", sagt der Bellaflora-Geschäftsführer, "aber die Eisheiligen halten sich ja auch nicht mehr an Termine."

Bio auch bei Blumen

Angepeilt ist jedenfalls ein Umsatzsprung von 83,5 Millionen im "durchwachsenen Vorjahr" auf heuer annähernd 88 Millionen Euro, wozu auch der Ende März in Eisenstadt neu eröffnete Standort beitragen soll. Sonst steht zunächst die Modernisierung bestehender Geschäfte an, Expansion erfolge wegen der schwierigen Standortsuche schaumgebremst. "Ich denke, im nächsten Jahr machen wir wieder einen Laden auf", sagt Wichtl.

Grundsätzlich sieht auch Wichtl einen anhaltenden Trend zum Garteln, wobei sich dieser zunehmend im urbanen Bereich – und damit auf sukzessive kleineren Flächen – abspiele: "Der kleinste Garten ist ein Topf."

Appetit auf Nutzpflanzen

Eine weitere Entwicklung sieht Wichtl bei Nutzpflanzen: "Alles, was man essen kann, boomt. Dabei spielt Bio eine immer größere Rolle. Daher bieten wir von Kräutern bis zum Apfelbaum alles in Bioqualität an."

Beim Onlinehandel hapert es Wichtl zufolge noch an der sicheren Verpackung für den Versand "blühender Ware". Es wird aber an einer Lösung gebastelt, denn "ohne Onlinehandel kann man nicht in die Zukunft gehen, das gehört einfach dazu". (Alexander Hahn, 2.5.2018)

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