Liebe Arbeiterkammer! In Beantwortung Ihrer freundlichen Frage, was mir "in der Arbeitswelt wichtig" ist, teile ich Ihnen mit, dass ich es unter anderem schätze, wenn ich nicht infantil angequatscht werde. Bitte nicht in Stümmelsätzen, in denen – wie in einer gewissen kindlichen sprachlichen Entwicklungsphase, die alle Eltern schmerzlich kennen – ein Hilfsverb alleine verwendet wird: Darf ich Cola? Kann ich Eis? Will nicht Bett.

Knappes Sprachbudget

Und von unserer geschätzten Vertretung kommt nun ein knappes "Wie soll Arbeit?". Gegenfrage: Was soll wie soll Arbeit? Platz ausgegangen? Budget für Verben gestrichen? Vierjährigen als Texter angestellt? Kanak Sprak? Keine Aufregung, Letzteres ist ein literarisches Zitat, so heißt ein Buch von Feridun Zaimoglu.

Also zugegeben, ihr habt nicht damit angefangen. Irgendein Faulpelz hat einmal im Liegestuhl unter dem Nussbaum von sich gegeben: So soll Sommer. Und schon war das Malheur in der Welt. Es ist fast unbegrenzt ausbaubar. Unter dem Christbaum das Packerl mit der Rolex auspacken: So kann Weihnachten. Mit einem Spritzer im Gastgarten sitzend: So darf 1. Mai.

In Österreich wurde die Situation noch durch den Alliterationsstrudel verschärft, in den wir durch unser aktuelles politisches Personal gerieten: Konnte Kern nur kurz Kanzler, so darf jetzt Kurz Kanzler. Kern muss jetzt Opposition, da kann er noch so sehr Kanzler wollen. (Gudrun Harrer, 1.5.2018)