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Der Eisberg, der Kapstadt retten soll, müsste eine flache Oberfläche haben.

Foto: REUTERS/Alexandre Meneghini/File Photo

Kapstadt/Johannesburg – Wasserexperten haben sich einen tollkühnen Plan zu Linderung der Wasserkrise in Kapstadt ausgedacht: Eisberge sollen laut Vision einiger Fachleute in Kapstadts Küstennähe gebracht werden. Das Team um Nick Sloane hat laut Berichten Eisberge entdeckt, die sich viel näher auf der Strecke zur Antarktis befinden, als bisher angenommen. Sie seien abgedriftet und befänden sich 2700 Kilometer südwestlich von Kapstadt.

Sloane ist Experte für Schiffsbergungen. 2013 hat er das Wrack des gesunkenen Ozeandampfers Costa Concordia im Mittelmeer gehoben. Nun sind seine Pläne zur Wasserversorgung der unter Dürre leidenden Metropole am Kap bei Ingenieuren und Akademikern der Universität Kapstadt so sehr auf Interesse gestoßen, dass sie Mitte Mai ein Seminar zu dem Projekt veranstalten.

Spezieller Eisberg gesucht

Das Southern-Ice-Team, eine Gruppe von Wissenschaftern, die mit Sloane arbeiten, hat demnach einen durchführbaren Vorschlag auf den Tisch gelegt. Aber nicht jeder Eisberg komme dafür infrage, sagt Olav Orheim, früherer Direktor des norwegischen Polarinstitutes. "Er muss tafelförmig sein, mit einer flachen Oberfläche und hohen Kanten, und etwa 250 Meter dick." Ein solcher Eisberg soll mit viel Material umwickelt werden. Dabei fahren zwei Schleppboote um das Eis herum und ziehen die Plane mit.

Die Schlepper sollen den Eisberg nach Cape Columbine nahe Saldanha Bay, nordwestlich von Kapstadt, ziehen. Wasser könnte vom Berg gewonnen werden, indem die Oberfläche wie eine Mine ausgebeutet wird und das Wasser der dort in der Senke schmelzenden Eisbrocken in Tanker gepumpt wird. Angeblich sollen auf diese Weise mehr als 150.000.000 Liter Wasser pro Tag abgebaut werden. Das sei Wasser, das die Stadt trotz ihrer geplanten Verbesserungen der Wasserversorgung brauchen werde, sagt Sloane.

Stadtverwaltung skeptisch

Wenn kein Bedarf bestehe, ruhen die Arbeiten – im Gegensatz zu dem geplanten Einsatz von Entsalzungsanlagen. "Die Preise für Wasser von einer festinstallierten Entsalzungsanlage liegen derzeit bei 20 Rand (1,3 Euro) pro Kiloliter. "Wir wollen reines Antarktis-Wasser für weniger als 30 Rand pro Kiloliter liefern", sagt Sloane. Die Stadtverwaltung sieht den Vorschlag skeptisch. (schwi, 3.5.2018)