Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto nach seinem Amtsantritt als Luogotenente bei Papst Franziskus. Nun ist der Italiener Großmeister des Malteserordens.

Foto: APA/AFP/Pizzoli

Bild nicht mehr verfügbar.

Statthalter Dalla Torre vor der Wahl bei der Prozession zur Magistralvilla. Im Hintergrund verlassen Großkomtur Ludwig Hoffmann-Rumerstein und Großkanzler Albrecht von Boeselager vor den übrigen Mitgliedern der Ordensregierung die Prioratskirche Santa Maria.

Foto: AP/Tarantino

Rom – Der Souveräne Malteserorden hat einen neuen Großmeister. Der Große Staatsrat des Ritterordens wählte am Mittwoch Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto zum neuen Oberhaupt auf Lebenszeit. Die Wahl des Gremiums, das sich aus 54 Mitgliedern des Ordens zusammensetzt, fand am Amtssitz der Malteser, der Magistralvilla in Rom, statt.

Der 73-jährige Dalla Torre hatte seit einem Jahr das Amt des Luogotenente di Gran Maestro, eines interimistischen Statthalters, inne. Er ist nunmehr der 80. Großmeister in der mehr als neunhundertjährigen Geschichte des Ordens.

Vereidigung in der Prioratskirche

Donnerstagvormittag wird Dalla Torre im Beisein des päpstlichen Sonderbeauftragten für den Malteserorden, Erzbischof Giovanni Angelo Becciu, und der Mitglieder des Großen Staatsrats in der Ordenskirche Santa Maria del Priorato auf dem Aventin vereidigt.

Machtkampf

Die Wahl Dalla Torres ist ein weiterer Schritt des Malteserordens aus einer schweren Krise. Seine Einsetzung als auf ein Jahr befristeter Statthalter am 29. April 2017 war nötig geworden, weil um den Jahreswechsel 2016/17 ein ordensinterner Machtkampf entbrannt war. Der damalige Großmeister Matthew Festing hatte im Dezember 2016 seinen Großkanzler Albrecht von Boeselager abgesetzt. Nach einem wochenlangen Konflikt wurde Festing schließlich von Papst Franziskus zum Rücktritt aufgefordert, von Boeselager wurde rehabilitiert. Zwischenzeitlich führte der Österreicher Ludwig Hoffmann-Rumerstein die Geschäfte des souveränen nichtstaatlichen Völkerrechtssubjekts.

Verfassungsreform

Auf Dalla Torre wartet die Aufgabe, die Verfassung des Ordens zu reformieren. Der mittelalterliche Ritterorden leidet unter einem eklatanten Nachwuchsproblem, das in den strikten Adelsvoraussetzungen für die Führungsmitglieder wurzelt. So waren im Vorjahr lediglich ein Dutzend Personen für das Amt des Großmeisters passiv wahlberechtigt. Die Verfassung des Ordens stammt aus dem Jahr 1961 und wurde zuletzt 1997 reformiert.

Der Malteserorden betreibt weltweit in rund 120 Ländern rund 2.000 humanitäre Projekte, mehr als 120.000 Freiwillige arbeiten in diesen ehrenamtlich mit. (Michael Vosatka, 2.5.2018)