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Chinesische Marschflugkörper sollen auf Atolle in der Spratly-Inselgruppe gebracht worden sein.

Foto: Reuters/Handout

Washington/Peking/Wien – Dafür, dass es um eine 3.500.000 km2 große Meeresfläche geht, ist es ganz schön eng im Südchinesischen Meer. Vietnam, die Philippinen, Malaysia und Brunei beanspruchen je große Teile davon, China und Taiwan im seltenen Gleichklang fast die ganze Fläche. Dazu kommen die USA, die regelmäßig Flugzeuge und Schiffe durch das Areal kreuzen lassen, um so sicherzustellen, dass dieses für den internationalen Verkehr offen bleibt.

Genau das steht aber zunehmend infrage: Wie der amerikanische TV-Sender CNBC am Donnerstag unter Berufung auf Regierungsquellen berichtet, soll China bereits vor Monaten Raketen auf mehreren der umstrittenen Inseln stationiert haben. Diese könnten durchfahrende Schiffe oder auch die nahegelegenen Philippinen angreifen. Konkret geht es um die Mischief-, Subi- und Fiery-Cross-Riffe, auf denen Peking schon zuvor unter Protest der Anrainerstaaten Militärbasen und Landebahnen errichten ließ.

Dramatische Folgen für Wirtschaft möglich

Das Gebiet gilt schon lange als jener Teil der Region, in dem viele Experten das größte Eskalationspotenzial zwischen den beiden Supermächten USA und China sehen. Vor allem, seitdem Chinas Präsident Xi Jinping den Nationalismus wieder stärker ins Zentrum der Pekinger Politik rückt, hat sein Land im Südchinesischen Meer zahlreiche Basen eröffnet. Das hat sogar Staaten wie Vietnam, einst großer Feind der USA, näher an Washington rücken lassen. Hanoi ist seither Käufer amerikanischer Waffensysteme und macht ebenfalls munter bei der Militarisierung des Meeres mit: So soll Vietnam schon seit 2016 Raketenstartvorrichtungen dort unterhalten.

Sollte der Konflikt je eskalieren, hätte das für die Weltwirtschaft dramatische Folgen. 30 Prozent des globalen Handels passieren das Gebiet insgesamt, der Seeweg ist die wichtigste Handelsroute der Welt. Dennoch ist der Streit, der unter US-Präsident Barack Obama noch als kritisch galt, unter Nachfolger Donald Trump in den Hintergrund gerückt.(Manuel Escher, 4.5.2018)