Graz – Mit Ausnahme der Arktis kommen Wanderheuschrecken auf allen Kontinenten vor. Mancherorts sorgen sie für große Probleme: So fressen die Insekten alle paar Jahre in Nord- und Westafrika ganze Landstriche kahl und vernichten damit die Existenzgrundlage vieler Bauern und verursachen Hungersnöte. Zoologen der Universität Graz haben ein Biopestizid entwickelt, das Heuschrecken auf Basis von ätherischen Ölen wirkungsvoll bekämpfen können soll.

Der Einsatz von chemischen Pestiziden sei für Mensch und Umwelt nicht unbedenklich, sagte der Grazer Zoologe Hartbauer. In manchen Regionen können die Wanderheuschrecken mit Pilzsporen bekämpft werden. Hier zeige sich eine Wirkung allerdings erst nach zwei bis drei Wochen und es müsse zudem feuchtes Wetter herrschen. Damit sei es beispielsweise für Ägypten wirkungslos, so der Wissenschafter mit dem Fachgebiet Orthopterologie, also Heuschreckenkunde. Hartbauer: "In Ägypten verbrennen die Bauern in ihrer Not Plastikmüll, um sie sozusagen einzuräuchern und so zu vertreiben. Da muss man sich etwas dagegen überlegen."

Ölige Extrakte

Am Institut für Biologie der Uni Graz hat er zusammen mit der ägyptischen Studentin Zainab Abdelatti ein Bio-Pestizid entwickelt, das die Heuschreckenschwärme auf Basis von ätherischen Ölen bekämpft. Das weltweite Patent für die Anwendung bei rund 30 verschiedenen Heuschreckenarten wurde bereits angemeldet. Konkret erprobt wurde das Mittel an der Wüstenheuschrecke Schistocerca gregaria und der europäischen Wanderheuschrecke Locusta migratoria.

Die Grazer Entwicklung sei "billig, biologisch abbaubar und für andere Insekten ungiftig", wie Hartbauer zusammenfasste. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus unterschiedlichen öligen Pflanzenextrakten: Leinsamen-, Kümmel-, Wintergrün- und Orangenschalenöl beispielsweise. Getestet wurde das Mittel bisher im Labor. Derzeit suche man ein Unternehmen, das mit der Substanz Freilandversuche durchführen will.

"Wir konnten beobachten, dass das Öl-Gemisch innerhalb von 24 Stunden das Nervensystem bei Wanderheuschrecken lähmt, die Futteraufnahme stoppt und die Motorik lahmlegt. Mehlkäfer wurden als Vergleichsgruppe hergenommen: "Sie haben auch nach drei bis vier Wochen keine negative Wirkung gezeigt". (APA, 3.5.2018)