Jungsteinzeitlicher Zunder: Überreste des Wulstigen Lackporlings (Ganoderma adspersum) aus der Ausgrabungsstätte La Draga.
Foto: Equip Draga

Barcelona – Pilze sind vermutlich nicht das erste Material, das einem zum Stichwort "Werkzeug" einfällt, aber sie haben ihren Nutzen beim Feuermachen: Getrocknete Schwämme können als Zunder genutzt werden oder auch im Inneren von Glutbehältern die Glut während längerer Wanderungen am Leben halten – praktisch für Menschen, die zumindest einen Teil ihres Lebens als Nomaden verbringen. Mit dem Zunderschwamm (Fomes fomentarius) ist diese alte Verwendungsweise sogar zum Namen einer Spezies geworden.

Spanische Forscher berichten nun im Fachmagazin "PLOS One" von einem der ältesten Belege für eine solche Verwendung von Pilzen als Werkzeug. Die Funde sind 7.300 Jahre alt und stammen aus der Fundstätte La Draga im Nordosten Spaniens. Auf der Suche nach den damals verwendeten Materialien stießen die Forscher um Marian Berihuete-Azorín von der Universität Hohenheim auf die teilweise verkohlten Überreste verschiedener Pilzarten. Bei den sechs identifizierten Spezies handelte es sich durch die Bank um für den Verzehr ungeeignete Pilze, die als Parasiten an Bäumen oder auf Totholz wachsen.

Die Vorgangsweise hat man sich laut Berihuete-Azorín so vorzustellen: Mit geeignetem Gestein – etwa Pyrit – wurden Funken über den sorgfältig getrockneten Pilzen geschlagen, welche dann anstelle von zerriebenem Laub oder Holzfasern als Zunder dienten. In der Jungsteinzeit war das eine sehr gebräuchliche Methode, auch der 2.000 Jahre jüngere Ötzi hatte eine solche Ausrüstung mit dabei. Aber so weit muss man in der Vergangenheit gar nicht zurückgehen: Der aus Pilzfleisch hergestellte sogenannte Feuerschwamm wurde noch bis ins 20. Jahrhundert hinein verwendet. (red, 6. 5. 2018)