Durham – Sie ist ein gängiges Motiv in Krimis und TV-Serien: Die Schusswaffe, die bei einem Einbruch gestohlen und anschließend vom Dieb für ein Gewaltverbrechen benutzt wird. Auch in der seit Jahren fruchtlos verlaufenden US-Debatte über strengere Waffengesetze taucht es immer wieder auf.

Tatsächlich sei eine solche Situation aber eine seltene Ausnahme, berichtet ein Forscherteam um Philip Cook von der Duke University im Fachmagazin "Journal of Urban Health". Zu diesem Befund kam es durch die Auswertung von Daten des National Crime Victimization Survey und Bundesbehörden wie dem Bureau of Justice Statistics. Auf lokaler Ebene lieferte das Polizeidepartment von Chicago stärker ins Detail gehende Daten, eine letzte Ergänzung lieferte die Befragung verurteilter Verbrecher.

Ernüchternde Zahlen

Das Bild sieht laut Cook so aus: Zwischen 2005 und 2010 wurden landesweit im Schnitt 232.400 Waffen gestohlen, zwischen 2010 und 2014 waren es jährlich 251.300; meistens Kurzwaffen wie Pistolen. So haarsträubend diese Zahlen auch klingen, sie sind nur ein lächerlich geringer Anteil der Waffentransaktionen – Kauf, Tausch usw. – insgesamt: Da beläuft sich die Summe auf schwindelerregende 32 Millionen.

Die Chicagoer Daten gaben eine Ahnung davon, was mit gestohlenen Waffen geschieht. Pro Jahr werden dort im Schnitt 573 Waffen gestohlen, kaum jede fünfte taucht wieder auf. Im Jahr 2016 wurden in Chicago etwa 5.600 Verbrechen begangen – in nur 84 Fällen kam dabei eine gestohlene Waffe zum Einsatz. Das entspräche 1,5 Prozent und lässt sich natürlich nur an Waffen festmachen, bei denen die Seriennummer bekannt ist. Immerhin bei der Hälfte der gestohlenen Waffen war dies möglich – also setzten die Forscher für die andere Hälfte die gleiche Quote an.

Unüblich

Bilanz: Nur drei Prozent der nach einem Verbrechen sichergestellten Waffen waren als gestohlen gemeldet worden. Verschiedene Faktoren mögen diese hochgerechnete Quote noch erhöhen, aber insgesamt bleiben gestohlene Schusswaffen in der Ausübung von Gewaltverbrechen eine Randerscheinung, resümieren die Forscher.

Interviews mit verurteilten Verbrechern bestätigen dies laut Cook: Diese hatten durch die Bank ausgesagt, dass sie ihre Tatwaffen entweder regulär gekauft, ausgeborgt oder von jemand anderem ganz einfach bekommen hatten. (red, 6. 5. 2018)