Ein Priester schreitet durch den buddhistischen Tempel. Räucherduft erfüllt den Raum. Die 114 Dahingeschiedenen liegen aufgereiht nebeneinander. Der Geistliche spricht segnende Worte, die ihren Seelen einen friedlichen Übergang ins Jenseits ermöglichen sollen.

Beerdigt werden allerdings keine Menschen, sondern Hunde. Jedoch keine Haustiere aus Fleisch und Blut, sondern solche aus Elektronik und Kunststoff. Es sind Aibos, Roboter aus dem Hause Sony, die hier zeremoniell bestattet werden, berichtet die "Japan Times".

Der Chef von A-Fun führt die Zeremonien selber durch.
Foto: AFP/Bungen Oi

"Fühle mich erleichtert, dass ein Gebet gesprochen wird"

Dahinter steht das Unternehmen A-Fun, das sich auf die Reparatur älterer Geräte spezialisiert hat. In besagtem Tempel hat man in den letzten Jahren rund 800 der Robo-Hunde auf ihren vorletzten Weg geschickt. Sie tragen Marken, die verraten, wie sie heißen und wo sie herkommen. Oft sind Briefe beigelegt, in denen die Eigentümer mehr über ihr einstiges Leben berichten. "Ich fühle mich erleichtert, dass ein Gebet für meinen Aibo gesprochen wird", steht in einem der Schreiben.

Der letzte Akt für die Roboter, die in ihrer originalen Form seit 2006 nicht mehr hergestellt werden, ist ihre Wiederverwertung. Nach der Abschiedszeremonie dienen sie als "Organspender" für beschädigte Aibos. Die Eigentümer wissen Bescheid, dass ihre Aibos zerlegt werden.

Ein Mädchen nimmt nach der Zeremonie Abschied von ihrem alten Aibo.
Foto: AFP/Bungen Oi

Auch Roboterhunde haben "ein Stückchen Seele"

A-Fun hat die Reparatur der Aibos übernommen, nachdem Sony 2014 seine "Aibo Clinic" geschlossen hat. Im Jänner hat Sony nun unter großem medialen Interesse eine neue Generation Aibos vorgestellt, die mit künstlicher Intelligenz ausgestattet sind, was dazu geführt hat, dass vermehrt Besitzer defekter alter Modelle diese zur Reparatur geschickt haben.

Im Tempel liegen die defekten Aibos und warten darauf, dass ihr "Stückchen Seele" ins Jenseits geleitet wird.
Foto: AFP/Bungen Oi

Der Priester, Nobuyuki Norimatsu, gleichzeitig auch Chef von A-Fun, weist Kritik an der "absurden" Zeremonie für die Roboter zurück. "Alle Dinge haben ein Stückchen Seele", erklärt er. Und daher könne man sie nicht guten Gewissens zerlegen, ehe ihre Seelen nicht zurückgeführt wurden.

Die neuen Aibos könnten derweil nicht nur als Spielkamerad für Kinder in Haushalten landen. Erprobt wird auch, ob sie etwas in Altersheimen helfen könnten, Einsamkeit und Depressionen zu lindern. (red, 3.5.2018)