Berlin – Westdeutschland hat Medienberichten zufolge in den 1960er Jahren umfassende Planungen für den Einsatz von Chemiewaffen angestellt. Das berichten NDR, WDR und "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf jahrzehntelang geheim gehaltene Akten der deutschen Bundeswehr und der US-Regierung. Der damalige Verteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel (CDU) bat die US-Regierung demnach 1963 um die Belieferung mit Chemiewaffen. Von 1962 bis mindestens 1968 hätten die deutschen Streitkräfte zudem eine detaillierte Planung für eine chemische Kriegsführung betrieben, um einen möglichen Chemiewaffen-Angriff des Warschauer Pakts zu vergelten.

Zur Umsetzung der Pläne sei es aber nicht gekommen, unter anderem weil sich die US-Regierung 1966 gegen eine Weitergabe chemischer Munition an die Bundesrepublik Deutschland entschied. Bundesregierung und Bundeswehr hätten damals immer wieder bestritten, den Einsatz und Besitz von Chemiewaffen zu planen.

Das deutsche Verteidigungsministerium teilte am Donnerstag mit, es handle sich um einen historischen Vorgang, zu der Sache lägen keine Informationen vor. "Jetzt gibt es auf deutschem Boden keine Chemiewaffen in deutscher Hand oder in der Hand von NATO-Partnern", sagte ein Sprecher. (APA, 3.5.2018)