Wien – Die Bundeshauptstadt wird jenseits der Wiener Stadtmauern traditionell kritisch betrachtet, die Zuschreibung Wasserkopf spricht diesbezüglich Bände. Doch selbst innerhalb Wiens herrscht ein kritischer Tonfall, mit dem, selbstredend, meist die anderen bedacht werden. So viel aggressive Gemütlichkeit muss sein, man denke nur an das manifeste Lied Wean, du bist a Taschenfeitl.

Von diesen nur bedingt in der Realität verfangenen Klischees will Ernst Molden weg. Zur Eröffnung der Wiener Festwochen präsentiert der Wiener Singer-Songwriter eine Riege von Musikern und Schauspielern auf dem Rathausplatz. Dort kredenzen sie akustische Gewächse, die zu einem Strauß gebunden das Motto "Blumen aus der Hauptstadt" ergeben. Er will ein Wien-Gefühl vermitteln, das charmant ist, lässig und stolz auf die eigene Weltoffenheit.

Dabei will er keine Entweder-oder-Situation, sondern über die Musik die Hand ausstrecken. Letztlich verbindet uns ja alle mehr, als uns trennt. Die Bühne teilt er sich am 11. Mai mit der Band Alma und Gästen wie Voodoo Jürgens, Mira Lu Kovacs, Willi Resetarits, Esrap aka Esra Özmen, Gustav, Gerald Votava oder Der Nino aus Wien.

Gemeinsam werden sie Wien-Songs singen und spielen. Beziehungsweise Lieder, die Wien sich emotional einverleibt, wie etwa eine Version von Friday I'm In Love von The Cure, das Molden mit der Schauspielerin Ursula Strauss spielen wird. Ein Wiener Klassiker wie Die Blume aus dem Gemeindebau wird ebenfalls zur Aufführung gebracht werden – leider ohne seinen Schöpfer Wolfgang Ambros.

Das Programm versteht sich als Plädoyer für ein Miteinander. Molden spricht von dem Bild, auf dem ein Student einem Soldaten eine Blume in den Gewehrlauf steckt. Ein bisschen weniger eifern, weniger geifern, das kann im Zeitalter der permanenten Aufgescheuchtheit nur guttun.

Es bereitet halt doch ein anderes Gefühl zu sagen, I häng' an meiner Weanerstadt, als zur Einsicht gelangen zu müssen, dort Allan wia a Stan zu sein. (flu, Spezial, 4.5.2018)