Versteht sich auf vielsagende Alltagsbeobachtungen: Singer-Songwriterin Clara Luzia ist mit neuen Songs in Österreich unterwegs.


Foto: Christoph Liebentritt

Wien – Das Große aufs Kleine runterbrechen, die gesellschaftliche Stimmung in alltäglichen Szenen widerspiegeln: ein hehres Ziel, aber keine einfache Sache, wenn es um Songs geht. Gleich mehrere gelungene Beispiele dafür serviert die österreichische Singer-Songwriterin Clara Luzia auf When I Take Your Hand, ihrem ersten Album seit drei Jahren. Den Opener On the Streets etwa oder Mood Swing, in dem uns eine Konfrontation im Bus wiederbegegnet, wie wir sie alle kennen.

Keine Kampfansagen

"Große Kampfansagen sind nicht mein Ding, aber wenn ich schreibe, gibt es sehr wohl eine starke politische Ebene für mich", so Luzia im Gespräch mit dem STANDARD. Nachsatz: "Auch wenn es nicht offensichtlich ist." Man könne ihre Songs eben auch "unbelastet" hören. "Wenn die Songs draußen sind, habe ich ohnehin keine Deutungshoheit mehr."

Asinella Recs

Dass eine neue Songsammlung zustande kam, verdankt sich einem kleinen Schwindel. Um wieder auf Tour gehen zu können, stellte Luzia den Veranstaltern ein neues Studioalbum in Aussicht, das es zu dem Zeitpunkt noch gar nicht gab. "Die Musikmaschinerie hält noch an alten Verwertungsmustern fest, die dem Publikum meinem Gefühl nach relativ egal sind."

In London ließ Luzia gemeinsam mit ihrem Produzenten Julian Simmons dem Versprechen Taten folgen: Manchmal brauche sie einfach etwas Druck, um neue Songs zu schreiben.

Nur zwei Drei-Tage-Sessions im Studio waren schlussendlich notwendig, um When I Take Your Hand einzuspielen. Das Ergebnis hört sich alles andere als gehudelt an, wartet im Gegenteil mit raffinierten Sounds zwischen Rock-Riffs und luftigem Pop auf. "Vom klassischen Singer-Songwriter-Sound wollte ich schon seit längerem weg, eigentlich schon seit We Are Fish."

Clara Luzia hat ihre neuen Songs dann auch nicht wie früher alleine auf der akustischen Gitarre geschrieben, sondern großteils gemeinsam mit Simmons. Der Produzent von Musikern wie Vashti Bunyan, Gemma Ray oder Ed Sheeran lieferte die Ausgangsbasis mit Gitarrenriffs, für die er immer schon einen bestimmten Klang parat hatte. Luzia: "Der Sound kam dieses Mal zuerst, war meine Inspiration. Ich glaube schon, dass das einen Unterschied macht."

Live: Vom Frust zum Genuss

Nach dem Tourneestart in Deutschland geht es nun mit Auftritten in Österreich weiter. Konzerte waren nicht immer Luzias Leidenschaft: "Live spielen war anfangs etwas, das ich eher hinter mich bringen wollte – das hat sich dann manchmal auch so angehört." Dass sich das geändert hat, lässt sich ab Samstag bei Auftritten ebenso überprüfen wie die Qualität der neuen Songs. (Karl Gedlicka, 4.5.2018)