Kirsan Iljumschinow bei einer Fide-Pressekonferenz in Moskau

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Massive Geldsorgen für die Fide. Der Weltschachverband mit Sitz in Lausanne hat keinen Zugang mehr zum Bankensystem. Am Wochenende hat die bisherige Hausbank der Fide, UBS, die Konten der Organisation geschlossen. Die Fide hat ihre 189 Mitgliedsverbände gebeten, mit Überweisungen zu warten. Überraschend kommt die Maßnahme nicht, schon im Februar war bekannt geworden, dass die UBS der Fide ein Ultimatum gesetzt hatte, bis April ihr Konto aufzulösen.

Grund ist Fide-Chef Kirsan Iljumschinow. Der 56-Jährige stammt aus der russischen Teilrepublik Kalmykien, die er von 1993 bis 2010 als Präsident führte. Seit 1995 leitet er den Weltschachverband. Seit Ende 2015 steht er allerdings auch auf der US-Sanktionsliste. Washington verdächtigt ihn, als Vermittler zwischen der syrischen Regierung und der Terrormiliz IS dubiose Ölgeschäfte unterstützt zu haben. Iljumschinow bestreitet die Vorwürfe und hat US-Präsident Donald Trump in einem Brief gebeten, ihn "vor dem geschehenen Fehler oder der womöglich politisch motivierten Unterstellung zu schützen". Die Eingabe blieb unerhört und Iljumschinow auf der Schwarzen Liste.

Bei der hektischen Suche nach Ersatz ist Iljumschinow Medienberichten nach bisher gescheitert. Ein Konto bei einer anderen Schweizer Bank konnte die Fide jedenfalls nicht eröffnen. Daher ist innerhalb der Organisation ein heftiger Machtkampf entbrannt.

Rücktritt dementiert

Schon im März jedenfalls hatte die Fide den Rücktritt ihres Präsidenten verkündet. Doch dieser dementierte postwendend, sprach von einer "amerikanischen Verschwörung" und kündigte an, im Herbst erneut für den Präsidentenposten der Organisation kandidieren zu wollen. Dort will ihn der Grieche Georgios Makropoulis, derzeit Iljumschinows Stellvertreter, herausfordern. Beide überhäufen sich mit Vorwürfen.

Iljumschinows Abgang ist keinesfalls gesichert. Obwohl der Politiker in der Vergangenheit schon mit der irrwitzigen Aussage, er sei von Außerirdischen entführt worden, für Schlagzeilen sorgte, hat er kräftige Seilschaften innerhalb der Fide aufgebaut.

Andererseits bedroht die Geldnot im schlimmsten Fall sogar die Austragung der Schach-WM zum Jahresende. Eine Lösung für den Verband muss her – notfalls sogar das im Schach unzulässige Königsopfer. (André Ballin aus Moskau, 4.5.2018)