Berlin – Man muss lange blättern, wenn man Nordkorea auf der Liste der deutschen Handelspartner finden will. Auf Rang 193 findet man das Land, das als einer der abgeschottetsten Staaten der Welt gilt. Auf gerade einmal 6 Millionen Euro belief sich nach Zahlen des Statistischen Bundesamts im vergangenen Jahr der bilaterale Handel, eine Summe von knapp 4 Millionen Euro an Exporten und gut 2 Millionen Euro Importen.

Ein Jahr zuvor waren es noch insgesamt 9 Millionen Euro. Im Vergleich: mit Südkorea tauschte Deutschland 2017 Waren im Wert von 29 Milliarden Euro aus. Dabei ist Nordkorea reich an Bodenschätzen – etwa Gold oder seltene Metalle. Und doch ist das Land wirtschaftlich ein Winzling, in dem Hunger und Armut herrschen.

Gipfel könnte Entspannung bringen

Ob sich das in naher Zukunft ändern wird, ist noch nicht abzusehen. Die Möglichkeit dafür ist nach der spektakulären Annäherung der beiden koreanischen Staaten gestiegen. Nachdem Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un seine Bereitschaft bekundete, atomar abzurüsten und damit den jahrzehntelangen Stein des Anstoßes für den Westen und viele andere Länder zu beseitigen, erscheint eine Auflösung der Wirtschaftsblockade des Lands zumindest denkbar. Der geplante Gipfel Kims mit US-Präsident Donald Trump könnte Nordkorea diesem Ziel näher bringen.

Mit seinem jüngsten Besuch in Peking schuf Kim eine Voraussetzung, dass sich auch die Beziehungen zu seinem alles dominierenden Handelspartner China wieder entkrampfen. Das ist entscheidend für das kleine Land, denn China ist mit einem Anteil am Gesamthandel von mehr als 90 Prozent unersetzbar. Und auch Russland versucht schon, einen Fuß in die Tür zu bekommen, um bei einer Modernisierung Nordkoreas vorne mit dabei zu sein. Sein Land sei zu trilateralen Projekten auf der koreanischen Halbinsel in den Bereichen Infrastruktur und Energie bereit, warb Präsident Wladimir Putin am Sonntag in einem Telefonat mit seinem südkoreanischen Kollegen Moon Jae-in.

Noch zu früh für positiven Impuls

In der deutschen Wirtschaft merkt man angesichts dessen auf. "Jede Form der Entspannung ist aus Sicht der deutschen Wirtschaft positiv zu bewerten", sagt Volker Treier vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK). "Noch allerdings ist es zu früh, daraus einen positiven Impuls für die Wirtschaft abzuleiten", bleibt er vorsichtig.

In den letzten Jahren lief es mit Nordkoreas Wirtschaft jedenfalls zumeist schlecht. Vor drei Jahren steckte die Wirtschaft des Landes mit einem Minus von gut einem Prozent bei der Wirtschaftsleistung in der Rezession, erholte sich dann aber 2016 auf niedrigem Niveau um 3,9 Prozent. Doch im ersten Halbjahr 2017 ging es vor allem mit den Exporten schon wieder abwärts. Und dieser Trend dürfte sich nach jüngster Einschätzung von Deutschlands Investitionsagentur GTAI im zweiten Halbjahr nach schärferen Sanktionen wegen der aggressiven Atompolitik Nordkoreas noch verfestigt haben.

Warenströme nur in eine Richtung

Auch der bilaterale Handel mit China sackte danach ab. Um rund ein Viertel fielen laut GTAI die Exporte Nordkoreas – vor allem Kohle – in den ersten sechs Monaten 2016, während die Importe aus China bis zum Juni um nicht ganz ein Fünftel zunahmen. Für das Jahr 2016 spricht die Agentur von einem Außenhandelsvolumen von nicht ganz 6,6 Milliarden Dollar (5,5 Milliarden Euro).

Nach Deutschland exportierte Nordkorea zuletzt vor allem Eisen- und Stahl, Produkte aus der Elektrotechnik und Metallwaren. Die Warenströme in der Gegenrichtung bestanden zumeist aus Arznei- und Nahrungsmitteln sowie Maschinen. Über allem steht aber, abgesehen von den Sanktionen gegen das Land, die in der deutschen Regierung formulierte Aussage: "Nordkorea produziert kaum wettbewerbsfähige Güter." Es fehle an Devisen und deshalb auch an Investitionsgütern. Grund für die anhaltende Schwäche ist nach Angaben südkoreanischer Experten die fragile wirtschaftliche Struktur des Landes.

Staatliche Absicherungen von Nordkorea-Geschäften gibt es weiter keine. Wegen offener Forderungen von etwa 260 Millionen Euro besteht für Hermes-Ausfuhrkreditbürgschaften eine Sperre. Auch gibt es keine bilateralen Kooperationsabkommen. Eines aber könnte die Dinge erleichtern: Seit 2001 unterhalten beide Länder diplomatische Beziehungen. Darauf können nicht viele Länder verweisen. Und das könnte helfen, wenn einmal deutsche Investoren das Land ins Visier nehmen sollten. (APA, 4.5.2018)